Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die
seit zwei Monaten laufenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn abgebrochen. Die Gewerkschaft kündigte Warnstreiks an, Reisende
müssten schon zu Beginn der kommenden Woche “mit erheblichen
Zugausfällen rechnen”. Die EVG hatte bereits am Donnerstag mit einem möglichen Abbruch der Gespräche gedroht.
Die EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba sagte, die Arbeitgeber
hätten nur Angebote vorgelegt, “die nicht den Forderungen unserer
Mitglieder entsprachen”. Am Ende habe aus Sicht der Gewerkschaft “ein Prozent mehr angesichts der vom
Arbeitgeber angebotenen längeren Laufzeit” gefehlt. Zum 1. März 2019 habe die Bahn “nur 2,5 Prozent statt der von uns geforderten 3,5 Prozent mehr bezahlen” wollen, zudem sei die Laufzeit von 24 auf 29 Monate verlängert worden. “Die Laufzeit
ist zu lang, die Prozente sind daran gemessen zu niedrig”, sagte
Rusch-Ziemba.
Laut der Bahn umfasste deren Angebot eine Lohnerhöhung von
insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung in
Höhe von 500 Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den
Mitarbeitern wie im letzten Tarifvertrag die Wahl zu mehr
Freizeit gegeben werden. Außerdem sei vorgesehen gewesen, dass
der Arbeitgeberbeitrag zur betrieblichen Altersvorsorge um 1,1
Prozent steigt. Der Personalvorstand der Bahn, Martin Seiler, sagte: “Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht
nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in
der Weihnachtszeit.”
Der Bundesgeschäftsführer der EVG, Torsten Westphal, sagte, die Gewerkschaft werde die Gespräche mit der Bahn wieder aufnehmen, wenn die “ernsthaft mit uns verhandeln” wolle. Die Warnstreiks seien “aber nicht mehr zu verhindern”.
Die Bahn führt parallel mit der Lokführergewerkschaft GDL ebenfalls Tarifgespräche, die nun vertagt wurden. Sie sollen am Dienstag fortgesetzt werden. Hier sei man kurz vor dem Ziel, sagte Bahn-Personalvorstand Seiler. Die EVG hingegen lehnte eine Vertagung ab.
Beide Gewerkschaften fordern neben Lohnerhöhungen den Ausbau eines 2016 vereinbarten Wahlmodells,
bei dem Beschäftigte zwischen Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung und
mehr Urlaub wählen können. Die EVG vertritt im Prinzip alle Berufsgruppen bei der Bahn, die GDL speziell Lokführer.
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