Kanzlerin Angela Merkel hat die CDU in ihrer
Abschiedsrede als Parteivorsitzende mit beschwörenden Worten zur
Einigkeit aufgerufen. “Wohin uns nicht enden wollender Streit führt,
dass haben CDU und CSU in den letzten Jahren bitter erfahren”, sagte Merkel auf dem CDU-Parteitag in Hamburg. Wohin dagegen Einigkeit die Christdemokraten
führe, sei auch klar: In den 70 Jahren der Bundesrepublik hätten CDU
oder CSU in 50 den Bundeskanzler gestellt. “Wir Christdemokraten grenzen uns ab, aber niemals aus.”
Christdemokraten würden niemals hetzen oder andere Menschen
niedermachen. Es gebe für sie keine Unterschiede bei der Würde der
Menschen. “Wir Christdemokraten dienen den Menschen unseres Landes”, sagte Merkel.
Hintergrund für die mahnenden Worte Merkels
dürfte die am Nachmittag anstehende Wahl der neuen Parteispitze gewesen
sein. Dabei zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen
Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Ex-Unionsfraktionschef
Friedrich Merz ab. Mit Spannung wird erwartet, ob Gesundheitsminister
Jens Spahn mit einem zweistelligen Ergebnis einen Achtungserfolg
erzielen kann. In der CDU gibt es die Sorge, dass sich nach der
Kampfabstimmung die Gräben zwischen verschiedenen Flügeln der Partei
vertiefen könnten.
Merkel betonte vor
diesem Hintergrund das von ihr bestimmte Motto des Parteitages:
“Zusammenführen. Und zusammen führen.” Es gehe “in Zeiten wie
diesen” darum, “unser Land”, Europa, Ältere und Jüngere, Ost und West,
Stärkere und Schwächere, Einheimische und Migranten zusammenzuführen,
sagte Merkel und erhielt dafür großen Applaus.
Nach 18 Jahren als Parteivorsitzende
und 72 Wahlkämpfen nach ihrer ersten Wahl im Jahr 2000 in Essen habe die
CDU weiterhin als Volkspartei der Mitte den Führungsanspruch in
Deutschland. Viel Applaus erhielt Merkel auch, als
sie die teils überraschenden Siege bei den Landtagswahlen im Saarland,
in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr
hervorhob. Diese seien “der entscheidende Schlüssel” dafür gewesen, bei
der Bundestagswahl 2017 Rot-Rot-Grün zu verhindern.
Dankbarkeit für Helmut Kohl
Die CDU müsse
mit einer neuen Führung und einem neuen Programm die Herausforderungen
der Zukunft angehen. Dabei gelte aber weiterhin, dass die Diener des
Staates sich für das Wohl der Gesellschaft einsetzen müssten, forderte sie von ihrer Partei. Außerdem deutete sie an, dass sie mit ihrem eher zurückhaltenden Führungsstil der
Partei manches zugemutet habe. Wo die Partei einen scharfen und deftigen
Angriff gegen den politischen Gegner erwartet habe, habe sie lieber mit
dem Florett gekämpft, habe sie auch geschwiegen und sei nicht über
jedes Stöckchen gesprungen, sagte die Kanzlerin.
Sie rief auch zu Zuversicht und Mut für die
Zukunft auf. Die
Zukunft gut gestalten könne man nicht mit Missgunst und Zwietracht, sondern
nur mit Zuversicht und Freude. “Es ist diese Fröhlichkeit im Herzen,
die ich meiner Partei auch für die Zukunft wünsche”, sagte Merkel. Wenn sie sich diese behalte, “dann werden wir Christdemokraten auch in Zukunft zusammenführen und zusammen führen.”
In ihrer Rede würdigte sie auch den verstorbenen US-Präsidenten
George Bush. “Wir
Deutschen müssen Präsident George Bush auf immer dankbar sein”,
sagte sie. Diese Dankbarkeit gelte auch für Helmut Kohl und
seinen Beitrag für die deutsche Einheit.
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