Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat in einer Stellungnahme die Vorwürfe zurückgewiesen, sein Unternehmen habe zahlreiche sensible Nutzerdaten an andere Firmen verkauft. Er finde es vernünftig, dass ein Unternehmen wie Facebook ständig hinterfragt werde. Doch es sei ebenso wichtig, dass die Berichterstattung darüber korrekt sei.
Das soziale Netzwerk habe seit der Gründung 2007 versucht, auch im eigenen Netzwerk integrierte Apps von externen Anbietern so sozial wie möglich zu gestalten, schreibt Zuckerberg in seiner Stellungnahme weiter. Deshalb sei diesen teilweise der Zugang zu den Daten der Nutzerinnen und Nutzer und ihrer Facebook-Freunde gegeben worden – faktisch verkauft habe man diese jedoch nie.
Entsprechende Überlegungen waren zuvor durch einen 200-seitigen Ermittlungsbericht offengelegt worden, den der konservative britische Unterhausabgeordnete Damian Collins veröffentlicht hatte. Die Dokumente stammen aus einem Gerichtsverfahren in den USA. Daraus geht unter anderem hervor, dass Zuckerberg im Oktober 2012 ein Tauschgeschäft vorschlug: Dafür, dass Unternehmen Userdaten einsehen dürften, könne man von denen eine Gebühr erheben oder sie zum Schalten von Werbeanzeigen verpflichten. “Wie in jeder Organisation haben wir verschiedene Ideen diskutiert”, schreibt Zuckerberg. Doch am Ende habe sich Facebook gegen die Gebühr entschieden.
“Whitelists sind eine übliche Praxis”
Ein weiterer Vorwurf bezieht sich auf die Bevorzugung bestimmter Unternehmen. 2015 hatte das soziale Netzwerk den Zugriff von Werbeanbietern auf Nutzerdaten eingeschränkt, insbesondere auf die jeweiligen Freundeslisten. Dem Bericht zufolge sind aber mit einigen Firmen sogenannte whitelisting agreements vereinbart worden: Unternehmen wie Netflix, Tinder und Airbnb sollen auch nach 2015 den Zugriff auf Freundeslisten behalten haben. Wie im Fall von Cambridge Analytica konnten die Unternehmen dadurch offenbar Informationen der Freunde abgreifen.
Laut Facebook zählt das Whitelisting zu einer üblichen Praxis, wenn zum Beispiel neue Funktionen mit ausgewählten Partnern getestet werden. Außerdem sei externen Unternehmen lediglich der Zugang zu den Namen und Profilfotos der Freundinnen und Freunde gewährleistet worden, nicht jedoch zu weiteren privaten Informationen.
Facebook liest bei vielen Android-Nutzern mit
Facebook muss sich außerdem für eine Kontroverse mit dem Betriebssystem Android rechtfertigen. Nach einem Update war es dem Unternehmen möglich, Telefongespräche und Textnachrichten zu sammeln. Aus dem Ermittlungsbericht geht hervor, dass das Unternehmen offenbar bereits vorab diskutiert hat, wie man diesen sensiblen Punkt möglichst vor den Nutzerinnen und Nutzern verschleiert. Facebook wird immer wieder vorgeworfen, es höre Smartphones ab, Beweise gibt es dafür jedoch bislang nicht.
Die Informationen aus Telefongesprächen und Textnachrichten seien für die Personalisierung der Messenger-App genutzt worden, teilte das Unternehmen mit. So habe man unter anderem bessere Kontaktvorschläge machen können. Die Nutzerinnen seien jedoch stets nach ihrer Einwilligung gefragt worden – Facebook sei damit rechtens vorgegangen.
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