Bei Demonstrationen in Hongkong ist es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Protestteilnehmern und der Polizei gekommen. Laut Angaben der Behörden seien von den Demonstranten Blockaden erreichtet, Zäune durchbrochen und Straßenschilder beschädigt worden. Die Polizei berichtet zudem, dass Beamte mit Ziegelsteinen und Eisenstangen von den Protestierenden angegriffen wurden. Die setzten den Informationen zufolge Pfefferspray ein.
Auf Videos, die von Medien in Hongkong gezeigt wurden, sind zudem singende Teilnehmer zu sehen, die Eier auf die Polizeiwache Kwai Chung warfen. Dort versammelten sich am Sonntag mehrere Hunderte Menschen, die ihren Unmut darüber äußerten, dass am Sonntag 44 Personen festgenommen und wegen Anstiftung zum Aufruhr angeklagt wurden. Sie sollen am Mittwoch vor Gericht erscheinen. Der Massenprotest am Sonntag war nicht genehmigt.
Angriff mit Feuerwerkskörpern
Demonstranten versammelten sich auch vor einer weiteren Polizeistation, wo sechs Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt wurden. Auf sozialen Medien verbreitete Videos zeigen ein Auto, das an der Polizeiwache Tin Shui Wai vorbeifährt und von dem aus Feuerwerkskörper in Richtung der Station und der Protestler geschossen werden. Nach Angaben der Polizei sind dabei sechs Menschen zu Schaden gekommen. Fünf von ihnen ließen sich ins Krankenhaus bringen, ein Mann soll eine medizinische Behandlung abgelehnt haben. Die Polizei will den Vorfall nun untersuchen.
In der früheren Kronkolonie Hongkong kommt es seit Wochen immer wieder zu Protestmärschen mit Hunderttausenden Teilnehmern. Anlass dazu gab ihnen ein umstrittener Gesetzentwurf zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Die Regierungschefin Carrie Lam erklärte das Vorhaben inzwischen zwar für “tot”, doch auf die Forderung der Demonstranten, den Gesetzentwurf formell zurückzuziehen, ging sie bisher nicht ein. Die Proteste richten sich auch gegen die Polizei, der vorgeworfen wird, bei den Demonstrationen in diesem Sommer zu hart vorgegangen zu sein.
Hongkong wird seit der Rückgabe 1997 an China nach dem Grundsatz “ein Land, zwei Systeme” als eigenes Territorium autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik genießen die Bewohner das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. Immer mehr Hongkonger befürchten aber, dass die Führung in Peking ihre Rechte beschneiden will.
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