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US-Wahlkampf: Wer kann Trump schlagen?

Amerikas Demokraten beginnen in dieser Woche mit ihrem Kandidatenwettbewerb für die Präsidentschaftswahl 2020. Am Mittwoch und Donnerstag streiten erstmals 20 ihrer Politikerinnen und Politiker vor einem nationalen Fernsehpublikum darüber, wer das Zeug hat, Donald Trump aus dem Weißen Haus zu jagen.

23 Frauen und Männer bewerben sich um die Kandidatur. Es sind so viele, dass die Partei Hürden eingebaut hat: In den ersten beiden TV-Duellen dürfen nur jeweils zehn Teilnehmer miteinander ringen. Einen Platz im Scheinwerferlicht haben lediglich solche Kandidaten erhalten, die zwei Voraussetzungen erfüllen. Er oder sie muss in drei unterschiedlichen Meinungsumfragen von mindestens einem Prozent des Parteivolks unterstützt werden. Und: Die Person muss bisher Spenden von mehr als 65.000 Einzelspendern eingetrieben haben, wobei jeweils mindestens 200 in 20 unterschiedlichen Bundesstaaten wohnen müssen.

Die amerikanischen Fernsehsender überschlagen sich mit ihren Einschätzungen der Kandidaten. Doch verlässliche Prognosen darüber, wer Trump schlagen könnte, kann niemand abgeben. Das verbietet sich auch zu diesem frühen Zeitpunkt. In den kommenden Monaten kann noch viel passieren, Favoriten können straucheln und eher unbekannte Kandidaten plötzlich ungeahnte Popularität erlangen.

Diese Qualifikationen werden gebraucht

Die alles entscheidenden Vorwahlen beginnen ohnehin nicht vor Anfang nächsten Jahres. Erst dann wird das Parteivolk von Bundesstaat zu Bundesstaat darüber abstimmen, welchen Mann oder welche Frau es in die Schicksalswahl gegen Donald Trump entsenden will.

Klar ist allerdings schon jetzt, über welche Qualitäten ein demokratischer Präsidentschaftsbewerber verfügen muss. Wer Trump gefährlich werden will, muss dreierlei können: Er oder sie muss, erstens, eine Handvoll Bundesstaaten des Mittleren Westens zurückgewinnen, die 2016 an Trump verloren gingen, zum Beispiel Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Denn Präsident wird in den USA nicht, wer im Land die meisten Wählerstimmen einsammelt, sondern wer die meisten der von den Bundesstaaten vergebenen 538 Wahlleute gewinnt.

In den Weiten des Mittleren Westens werden aber nur jene demokratischen Präsidentschaftskandidaten Erfolg haben können, die – anders als 2016 Hillary Clinton – ein Ohr für die Probleme der dort lebenden Menschen haben und deren Sprache sprechen. Sie dürfen nicht nur auf liberale Großstädter, regenbogenfarbene Wähler und Angehörige von Minderheiten anziehend wirken.

Starke Koalition ethnischer Minderheiten

Die zweite Bedingung: Siegen kann nur ein Demokrat, dem es wie einst Barack Obama gelingt, eine starke Wählerkoalition aus Angehörigen ethnischer Minderheiten zu formen, ohne zu viele weiße Wähler zu verprellen. Weiße Amerikaner, die schon seit Jahrzehnten mehrheitlich ihr Kreuz bei den Republikanern machen, stellen immer noch etwa 60 Prozent der US-Bevölkerung und nehmen traditionsgemäß ihr Wahlrecht stärker in Anspruch als Angehörige von Minderheiten.

Obama hat 2008 und 2012 gezeigt, wie die Demokraten dieses strukturelle Defizit bei weißen Wählern ausgleichen können. Für ihn votierten nur etwa 39 Prozent der weißen Wähler, vor allem junge Menschen, Städter, Frauen, Amerikaner mit College-Abschluss. Zugleich aber erhielt Obama über 70 Prozent der Stimmen jener Wähler mit lateinamerikanischen und asiatischen Wurzeln – und über 90 Prozent der Stimmen afroamerikanischer Wähler. Je größer der Anteil der Minderheiten an der Bevölkerung wird, desto wichtiger werden gerade diese Wähler. Und ihr Anteil wächst stetig: Irgendwann nach 2040, sagen Forscher voraus, werden sie zusammengenommen die Mehrheit stellen.

Aus den Erkenntnissen eins und zwei folgt drittens: Eine reale Chance auf einen Einzug ins Weiße Haus hat nur ein Demokrat, dem es gelingt die Obama-Koalition neu zu schmieden und so viel Begeisterung für dieses Bündnis zu wecken, dass auch viele Menschen zur Wahl gehen.

Allein auf Trumps Unbeliebtheit zu setzen, wäre ein schwerer Fehler. Auch wenn eine Mehrheit der Amerikaner Trump ablehnt, halten ihm nach wie vor rund 40 Prozent die Treue und wollen ihn wieder wählen. Das ist angesichts der chaotischen politischen Lage kein schlechter Wert.

Sympathischer, ehrlicher, verlässlicher

Wie kaum ein Zweiter versteht es Trump geradezu meisterhaft, seine Anhänger aufzustacheln und immer wieder neu zu motivieren. Ein erfolgreicher Herausforderer oder eine Herausforderin müsste über dieselben Mobilisierungskräfte verfügen. Er oder sie darf nicht nur mit einem politischen Gegenprogramm auftrumpfen, sondern muss von seinem Charakter her, in der Wortwahl und in der Erscheinung anders sein als Trump: sympathischer, ehrlicher, verlässlicher.

Anders gesagt: Wer Donald Trump aus dem höchsten Staatsamt vertreiben will, darf nicht als eine Kopie von Hillary Clinton daherkommen, der weithin unbeliebten Verliererin von 2016. Besonders darauf wird man in den Fernsehduellen dieser Woche achten.

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