/Türkei: Istanbuler wählen neuen Bürgermeister

Türkei: Istanbuler wählen neuen Bürgermeister

Zum zweiten Mal innerhalb von sieben Wochen stimmen die Istanbulerinnen und Istanbuler über einen neuen Bürgermeister ab. Rund zehn Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, an rund 31.000 Urnen ihre Stimme abzugeben. Erste Teilergebnisse werden am Abend erwartet.

Insgesamt treten vier Kandidaten an. Es gilt allerdings als sicher, dass die Wahl zwischen Ekrem İmamoğlu von der Mitte-Links-Partei CHP und dem Ex-Ministerpräsidenten Binali Yıldırım von der Regierungspartei AKP entschieden wird. Umfragen zufolge liegt İmamoğlu vorn.

Die Wahl gilt auch als Test für die Demokratie in der Türkei. Der 49-jährige İmamoğlu hatte bei der Kommunalwahl am 31. März knapp gewonnen und war knapp drei Wochen lang Bürgermeister Istanbuls. Doch auf Betreiben von Präsident Recep Tayyip Erdoğans Partei AKP annullierte die Wahlkommission das Ergebnis im Nachhinein; formell mit der Begründung, in den Wahllokalen sei zu wenig Aufsichtspersonal gewesen. Das stieß international auf Kritik. Die Annullierung der ersten Wahl hatte Zweifel aufkommen lassen, dass unter Erdoğan noch ein demokratischer Machtwechsel möglich ist. Für heftige Kritik hatte damals gesorgt, dass die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mitten in der Nacht aufgehört hatte, die Wahlergebnisse zu aktualisieren.

Die CHP hat für den Urnengang am Sonntag nach eigenen Angaben 200.000 Freiwillige mobilisiert, um den Wahlablauf zu überwachen. Auch der Europarat entsendet Beobachter. Es wird mit einer hohen Wahlbeteiligung gerechnet, obwohl die Wahl mitten in die Ferienzeit fällt.

Der Bürgermeisterposten gilt als der wichtigste im Land. In Istanbul leben mit rund 16 Millionen Menschen fast 20 Prozent aller Türkinnen und Türken. Experten zufolge generiert die Stadt ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts und rund 40 Prozent aller Steuereinnahmen.   

Vor dem Wahlsieg von İmamoğlu Ende März war Istanbul 25 Jahre lang von islamisch-konservativen Bürgermeistern regiert worden, darunter auch der jetzige Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan.

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