Wie ging es aus?
Südafrika – Deutschland 0:4 (0:3)
Tore: 0:1 Melanie Leupolz (14.), 0:2 Sara Däbritz (29.), 0:3 Alexandra Popp (40.), 0:4 Lina Magull (58.)
Wie fielen die deutschen Tore?
Sehr profan. Je zwei per Kopf und per Abstauber. Melanie Leupolz köpfte die deutsche Elf nach einer unerzwungenen Ecke in Führung, dabei wurde sie zentral im Fünfmeterraum nicht gut gedeckt. Das zweite war eins dieser Tore, über das auch viele Freunde des Frauenfußballs den Kopf schütteln. Eine ungenaue Vorlage von Svenja Huth wurde erst durch die Torfrau Andile Dlamini scharf, die den ungefährlichen Ball zu Sara Däbritz lenkte, die ins leere Tor einnetzte. Ein Kindertor. Das dritte fiel nach einer Flanke von Giulia Gwinn. Alexandra Popp köpfte diesmal nicht, wie in einigen Spielen zuvor, in die Arme der Torfrau, sondern rein. Das vierte entstand durch einen Freistoß, dem wiederum ein Kopfball, diesmal durch Marina Hegering, folgte. Dlamini patschte den Ball an den Pfosten, Lina Magull stand gut und hielt den Fuß hin.
Wie fielen die Tore nicht?
Nach zwei offensiv eher dürftigen Spielen griffen die Deutschen gegen den schwächsten Gruppengegner neunzig Minuten lang an. Doch die Möglichkeiten zu ansehnlichen und guten Toren nutzten sie nicht. Die Torschützinnen Däbritz, Popp, Magull, Huth und auch Lea Schüller kamen nach guten Kombinationen und Pässen frei zum Schuss, aber es klappte nicht, auch weil die Torfrau Dlamini besondere Reflexe an den Tag legte.
Wie gab sich Südafrika?
Tough und rough, wie in den Spielen zuvor gab es für die Gegner ein bisschen auf die Strümpfe. Die Südafrikanerinnen kämpften. Dazu muss man wissen: Die Wiege dieser Elf liegt in den Slums von Kapstadt, wo die Straßenkickerinnen sich gegen Widerstände durchsetzen mussten. Eine nationale Liga für Frauenfußball wird erst eingeführt. In der Weltrangliste steht Südafrika auf Rang 49, kurz vor Papua-Neuguinea, hinter Myanmar, und damit so tief wie kein anderes Team dieser WM. Im Vergleich mit den Fußballerinnen aus Südafrika sind selbst die deutschen Spielerinnen, die im Schnitt knapp 40.000 Euro im Jahr verdienen, saturiert und steinreich.
Daher ist die dritte Niederlage der Südafrikanerinnen im dritten und letzten Spiel keine Schande, Geld schießt eben Tore. Vielmehr ist ihr Mut zu würdigen, mit dem sie ihre Aufgaben und Zweikämpfe bestreiten. Fast hätten sie ein Tor gegen die Olympiasiegerin Deutschland geschossen. In der ersten Halbzeit wurde die Torfrau Almuth Schult nur durch einen missratenen Rückpass Hegerings geprüft. In der zweiten musste sie einen Schuss der Afrikanerinnen abwehren, der das 1:4 bedeutet hätte.
Wer dem sportlichen Auftritt Südafrikas nichts abgewinnen kann, dem sei gesagt: In dem Land mit dem großen Wohlstandsgefälle sind Frauen besonders häufig von Armut betroffen, außerdem werden sie oft Opfer sexueller Übergriffe. Und Fußball ist dort, wie in manch anderen Regionen der Welt, ein wichtiger Teil der Emanzipation.
Wie lief die deutsche Vorrunde?
Reich an Erfolg, arm an Spielwitz. Die Siege gegen China und Spanien waren mickrig, der gegen Südafrika sagt nicht viel. Der stärkste Teil war die Defensive. Schult, eine starke Torfrau, leistete sich keinen der nicht unüblichen Aussetzer. Und die Innenverteidigung war stets präsent. Sara Doorsoun-Khajeh bereinigte im Ansatz gefährliche Situationen oft dank ihrer Schnelligkeit. Ihre Nebenfrau Marina Hegering hinterließ einen abgeklärten Eindruck. Eine schöne Geschichte, denn die 29-Jährige war ein halbes Jahrzehnt verletzt und hatte sich zwischenzeitlich beinahe aufgegeben. In der Offensive gefielen die zweifache Torschützin Sara Däbritz mit ihrem linken Fuß sowie Svenja Huth auf dem Flügel.
Schwächen offenbarte das Team im Mittelfeld, da ist sie solide, aber selten mehr. Ohne Dzsenifer Marozsán fehlt eine Spielerin für den besonderen Pass. Überhaupt ragt kaum eine Spielerin heraus, da hat die Konkurrenz etwas mehr an Spitzenqualität zu bieten.
Die Deutschen laufen viel und halten gut die Ordnung. Deswegen sind sie Gruppenerste und treffen am Samstag im Achtelfinale vielleicht auf Nigeria, vielleicht auch auf Brasilien oder Argentinien. Das wird die Elf vermutlich gewinnen, auch danach gilt: Deutschland muss erst mal bezwungen werden und kann das Turnier gewinnen. Aber spätestens ab dem Halbfinale dürfte die Elf wohl keine Favoritin mehr sein.
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