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Görlitz: Ein Sieger mit Assistenten

Eine Zitterpartie bleibt die Wahl in Görlitz bis zur letzten Minute. Als im Technischen Rathaus am Sonntagabend die Ergebnisse der ersten Wahlbezirke an die Wand projiziert werden, ist unklar, wer neuer Oberbürgermeister der ostsächsischen Stadt wird. In der finalen Stichwahl: Der AfD-Kandidat Sebastian Wippel, im ersten Durchgang Sieger mit 36,4 Prozent, und sein Kontrahent Octavian Ursu von der CDU (30,3 Prozent). Im Laufe der Auszählung verschieben sich ständig die Balken: Zuerst liegt Wippel vorn, dann wieder Ursu, beide mit nur hauchdünnem Abstand voneinander entfernt. Selbst der scheidende Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) beobachtet das Hin und Her staunend: “So spannend hatten wir es in Görlitz ja selten.”

Im Rathaus ist zunächst keiner der beiden Kandidaten zu sehen, stattdessen drängeln sich Journalisten. Seit Wochen steht Görlitz im Fokus. Die Fragen: Schafft es erstmals ein AfD-Kandidat ins Oberbürgermeisteramt einer größeren Stadt? Und welchen Einfluss hat diese Aussicht auf die gut 46.000 Görlitzer Wahlberechtigten – und was bedeutet sie für alle anderen politischen Lager?

Erst nach etwa der Hälfte der ausgezählten Wahlbezirke deutet sich ein Vorsprung für den CDU-Kandidaten an. Irgendwann steht Octavian Ursu, 51 Jahre, Musiker und seit langem Landtagsabgeordneter, mit seiner Frau im Raum, direkt vor den schwankenden Balkendiagrammen. Er muss noch eine Panne abwarten, der Rechner mit den Wahlergebnissen klinkt sich aus, dann endlich ist er der Gewinner. Mit 55,2 Prozent der Stimmen – kein riesiger, aber ein deutlicher Abstand zu seinem AfD-Kontrahenten Wippel. Die Walbeteiligung: 56 Prozent, etwa zwei Prozent niedriger als beim ersten Wahlgang Ende Mai. Ein Anzeichen, dass diese Wahl, die Görlitz seit langem beschäftigt, viele letztlich doch nicht zu einer Entscheidung bewegen konnte.

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