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OECD: Mehr Männer in die Kitas

Der Personalmangel in deutschen Kitas ist laut einer Analyse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nicht nur auf geringe Bezahlung der Erzieherinnen zurückzuführen, sondern vor allem auch auf schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende Anerkennung. In dem OECD-Papier, das in Berlin bei einer Fachtagung des
Bundesfamilienministeriums vorgelegt wurde, bemängeln die Autoren neben
Niedriglöhnen ein geringes Ansehen und mangelnde Wertschätzung des Berufsstands. Die Arbeitsbedingungen seien schlecht und die Entwicklungsmöglichkeiten begrenzt. Das alles führe dazu, dass
es für Kitas schwierig sei, Personal zu gewinnen und zu halten: Der Erzieherjob
werde “oft als unattraktiv wahrgenommen”.  

In ihrer Studie Gute Strategien für gute Berufe in der frühen Bildung empfiehlt die  OECD ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um langfristig genug Personal für die Kinderbetreuung sicherzustellen. Dafür haben die Experten die Situation in den verschiedenen OECD-Ländern analysiert. Eine ihrer Empfehlungen lautet: Es müssen verstärkt Männer angeworben werden für Kitas.

Das könne nicht nur helfen, die Personalprobleme zu mildern, sondern auch den Kindern in ihrer Entwicklung zugutekommen: “Es wird zunehmend anerkannt, dass die Beschäftigung männlicher Fachkräfte in der frühen Bildung das Potenzial hat, die Entwicklung und das Lernverhalten der Kinder zu verbessern.”

Norwegen zum Beispiel habe bei dem Thema in den vergangenen 30 Jahren “nachhaltige
Anstrengungen unternommen”. So müssten männliche Bewerber bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt werden.
Der Männeranteil in der Kitabetreuung in Norwegen liege inzwischen bei
zehn Prozent. In Deutschland liegt er bei rund sechs Prozent.

Jeder Euro spart Knastplätze, sagt Franziska Giffey

Um Erzieherinnen und Erzieher im Job zu halten, sollte es zudem mehr Differenzierung beim Gehalt geben, empfiehlt die OECD. Denn wenn es verschiedene Karrierestufen zu durchlaufen gebe, könne das die Bindung erhöhen. Weiterbildungen müssten sich auszahlen. Außerdem sollte
der vorgeschriebene Mindestbetreuungsschlüssel gesenkt werden, um Stress
für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu reduzieren. Und schon in der Ausbildung sollten
angehende Erzieherinnen und Erzieher Geld bekommen.

Der Punkt
Ausbildungsgeld ist Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) wichtig.
“Es wird nicht anders gehen”, wenn man mehr Nachwuchs für die Kitas
wolle, sagte sie. Zum “Totschlagargument”, wer
das alles bezahlen solle, fügte sie hinzu: “Jeder investierte Euro in
die Kitas heute spart im schlimmsten Fall später die Knastplätze.”

Wie dramatisch die Personallage in den Kindergärten ist, hatte eine
repräsentative Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) im
Frühjahr gezeigt: Neun von zehn Einrichtungen in Deutschland leiden
demnach unter akutem Erziehermangel. “Viele Kitas müssen regelmäßig mit
so wenig Personal auskommen, dass eine ordnungsgemäße Aufsichtsführung
überhaupt nicht mehr möglich ist”, schrieb der Verband – und das bei
wachsendem Bedarf
: Von 2008 bis 2018 ist die Anzahl betreuter Kinder in
Deutschland laut OECD-Bericht von knapp 1,6 auf gut 2 Millionen
gestiegen.

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