Online-Versandhändler wie Amazon oder Zalando vernichten einen Großteil der Waren, die Kunden ihnen zurückschicken. Die Grünen wollen nun dafür sorgen, dass zumindest neuwertige Waren nicht mehr einfach weggeworfen werden. “Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft”, sagte die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Da ist der Staat gefordert.”
Göring-Eckardt
stellte einen Drei-Punkte-Plan vor. “Erstens: Dem Online-Handel wird
verboten, neuwertige Produkte, die zurückkommen, zu vernichten.”
Zweitens sollten zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den
Verkauf können, verschenkt werden – etwa über Sozialkaufhäuser. Drittens
müssten die Rohstoffe zurück in den Wertstoffkreislauf.
Im
Schnitt werde jedes sechste Paket zurückgeschickt, sagte die
Fraktionsvorsitzende. Das seien annähernd 500 Millionen Produkte im
Jahr, vor allem Schuhe und Kleider, aber auch Kaffeeautomaten,
Waschmaschinen oder Handys. “Viele von ihnen werden nach der Rücksendung
komplett vernichtet”, kritisierte Göring-Eckardt. “Dabei handelt es
sich um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig sind und höchstens
einen Kratzer haben.”
Neuwertige Elektrowaren zerstört
Im vergangenen Jahr hatten mehrere Medien über die Praxis und Anzahl von Rücksendungen im Online-Handel berichtet. Nach Recherchen der Tageszeitung Die Welt ging jeder achte Online-Einkauf in Deutschland zurück, wobei die Quote seit 2016 um 20 Prozent gestiegen sei. Der Online-Händler Zalando teilte mit, sogar 50 Prozent seiner versandten Pakete würden wieder zurück geschickt.
Für Empörung hatten vor allem Berichte des ZDF-Magazins Frontal 21 und der WirtschaftsWoche gesorgt, wonach der Versandhändler Amazon auch neuwertige Güter wie Kühlschränke, Tablets, Matratzen und Möbel zerstörte. Unter dem Namen “Destroy”
(Vernichtung) biete Amazon Dritthändlern die Entsorgung oder Aufarbeitung in einem
Komplett-Paket an. Eine Amazon-Mitarbeiterin berichtete in der ZDF-Sendung, sie habe jeden Tag Waren im Wert von mehreren 10.000 Euro vernichtet.
Frankreich will im Sommer ein Gesetz verabschieden
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, hatte
den US-Versandhändler damals aufgefordert, die Vorwürfe aufzuklären. “Das ist ein
riesengroßer Skandal”, sagte Flasbarth. Ein solches Vorgehen passe nicht in diese Zeit. Die Umweltorganisation Greenpeace sammelte daraufhin fast
150.000 Unterschriften gegen die “Retourenvernichtung im Onlinehandel”.
Die französische Regierung will reagieren und kündigte an, ab Sommer die Verschrottung neuer Waren gesetzlich zu verbieten. Bislang seien dort jedes Jahr neue Produkte im
Wert von 600 Millionen Euro mutwillig verschrottet worden.
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