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Gianni Infantino: Die Fifa bleibt die Fifa

Eine Wahl fand nicht statt, stattdessen gab es großen Beifall von der Versammlung. Akklamation nennt man dieses Verfahren. So kürten die Römer den Imperator, in Gottesdiensten ist die Akklamation noch heute beliebt, die Jürgen Habermas als antidemokratisches Instrument beschrieb, weil es eine “diffuse Massenloyalität schafft, aber Partizipation verhindert”. Bei der Papstwahl ist die Akklamation übrigens seit Ende des 20. Jahrhunderts abgeschafft.

Doch die Fifa ist nicht die katholische Kirche, und so ließ sich Gianni Infantino nun im Amt von seinen Untertanen beklatschen. Bis 2023 bleibt er Fifa-Präsident. Amen. Die Wahl von Paris war ein reines Abnicken, doch kaum einer regt sich noch über die Fifa auf. Dabei ist sie mindestens genauso schlecht und schlimm wie eh und je.

Vor gut drei Jahren löste Infantino Sepp Blatter ab, der jahrzehntelang gigantische Skandale duldete. Der Neue versprach damals eine neue Kultur und Reformen. Zum Beispiel sollte der Präsident nur noch repräsentative Funktionen ausüben, keine operativen mehr. Man kann also Infantinos erste Amtszeit als täglichen Verstoß gegen die Statuten bezeichnen. Denn nicht die Generalsekretärin hat bei der Fifa das Sagen, wie es sein sollte, sondern Infantino. Alleine deswegen hätte er abgewählt werden müssen.

Man findet viele andere Gründe, die gegen ihn sprechen. So stockte er aus kommerziellen Gründen die Weltmeisterschaft ab 2026 von 32 Teilnehmern auf 48 auf, die dann in 16 Dreiergruppen die Vorrunde ausspielen. Das wird zum einen das Niveau senken, zum anderen macht es den Spielplan anfällig für Manipulation. Am letzten Vorrundentag muss eine Mannschaft zuschauen, während die beiden anderen sich gegebenenfalls ein passendes Ergebnis hinbiegen. 1982 kam das vor, als Deutschland und Österreich die zuschauenden Algerier rausschaukelten. Dieser Betrug könnte wieder passieren, dank Infantino.

Legaler Stimmenkauf

Weitere Ideen Infantions, die dem Fußball drohten oder drohen: Er wollte ein weiteres Turnier gründen, das keiner braucht, die Global Nations League. Vor allem plante er, gemäß einer Recherche der SZ, einen Anteileverkauf der Fifa, der ihr 25 Milliarden Dollar einbringen sollte. Doch diese reiche Organisation hat erstens keine Liquiditätsengpässe und zweitens hätte Infantino ihre wichtigsten Rechte verscherbelt. Für sich selbst hatte er den Posten des CEO vorgesehen.

Fürs Erste ist er mit dieser Operation, deren Geldgeber er selbst seinem Vorstand nicht offenlegte, gescheitert. Doch mit weiteren solchen Alleingängen ist auch künftig zu rechnen.

Machtpolitisch ist der Schweizer ein Schüler seines Landsmanns Blatter. Die absurden Gesetze der Fifa ermöglichen es dem Präsidenten, sich Mehrheiten zu kaufen. An die Britischen Jungferninseln, Dschibuti und Osttimor und die vielen anderen kleinen Verbände, die das gleiche Stimmrecht haben wie Deutschland, England oder Spanien, kann er Geld verschenken. Das ist im Prinzip nichts anderes als legaler Stimmenkauf, wird von Infantino aber als Entwicklungshilfe präsentiert. Ist es aber nicht, weil die kleinen Nationen nicht besser werden. Der Abstand von Afrika und Asien zu Europa wächst sogar. Vermutlich weil das viele Geld oft unkontrolliert irgendwohin fließt. Der Madagasse Ahmad Ahmad, einer der wichtigsten Verbündeten Infantinos, muss in Afrika vor Gericht, ihm wird Korruption vorgeworfen.

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