Pünktlich zum Start der Fußball-WM stellen wir Ihnen die besten Spielerinnen der Welt vor. Die härteste Verteidigerin, den weiblichen Messi und die Größte aller Zeiten.
Vier Wochen lang werden ab Freitag die besten Fußballteams der Welt ihre neue Weltmeisterin ausspielen. 24 Teams sind dabei und falls Sie nicht allzu tief in der Materie Frauenfußball stecken, stellen wir Ihnen 11 Spielerinnen vor, die Sie kennen sollten. Zum Mitreden und Schlaumeiern.
Die besten Fußballerinnen der Welt
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Samantha Kerr:
25 Jahre
- Verein: Chicago Red Stars
Bis sie 12 Jahre alt war, spielte sie Aussie Rules, eine Sportart, die irgendwas zwischen Rugby und American Football ist. Die Australier und Australierinnen sind ganz verrückt danach. Schnell muss man in dieser Sportart sein, um nicht zu viele blaue Flecken zu bekommen, und dies merkt man Sam Kerr noch immer an. Es gibt kaum eine Spielerin, die mit dem Ball im Fuß so schnell ist wie die Kapitänin der Matildas, wie das australische Team genannt wird. Mit dem Kopf kann sie es auch, sie wirft sich in so ziemlich jede Flanke und jedes Getümmel, auch das vielleicht eine Folge der Sozialisation der australischen Rüpelsportart. Achten Sie auf ihre Rückwärtssalti nach Toren, vor denen selbst Miro Klose erblasst. Ob es für die Zweitplatzierte der diesjährigen Wahl zur Weltfußballerin aber auch zum WM-Titel reichen kann, ist fraglich. Australien gilt als Außenseiter unter den Favoriten. Oder umgekehrt.
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Lucy Bronze:
27 Jahre
Schon der komplette Name zeigt, wo es langgeht: Lucia Roberta Tough Bronze. Tough, das ist der Mädchenname der Mutter, der es, so wollte es der portugiesische Vater, auch in den Namen geschafft hat. Tough wie hart also. Und das beschreibt genau Lucy Bronzes Spielweise. Ihre Kompromisslosigkeit macht die Engländerin zu einer der besten Verteidigerinnen der Welt. Jeder Kerl, der über Frauenfußball lästert, sollte mal in einen Zweikampf gegen sie geschickt werden. Bronze spielt für das Mutterland des Fußballs, das eine Weile brauchte, um den Frauenfußball für sich zu entdecken, zuletzt aber mächtig aufgeholt hat. Vielleicht der Geheimfavorit auf den Titel.
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Alex Morgan:
29 Jahre
Sie ist das Gesicht des US-Teams und damit viel mehr als eine Sportlerin. Alex Morgan hat 5,8 Millionen Instagram-Follower, Bücher über fußballspielende Mädchen geschrieben, landete in diesem Jahr auf der “Times”-Liste der 100 einflussreichsten Leute der Welt und konnte in ihrer Karriere einen Werbevertrag mit so ziemlich jedem amerikanischen Unternehmen anheften. Mittlerweile schauspielert sie sogar. Ach ja: Fußball spielen kann sie auch ziemlich gut.
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Dzsenifer Marozsán:
27 Jahre
Die beste deutsche Fußballerin ist wieder da. Im vorigen Jahr musste sie mehrere Monate wegen einer beidseitigen Lungenembolie pausieren, bangte sogar um ihre Karriere. Schon mit 15 spielte das Wunderkind Marozsán in der Bundesliga, derzeit ist sie mit der europäischen Übermannschaft Olympique Lyon wieder einmal Champions-League-Siegerin geworden, zum dritten Mal in Serie. Das erste Tor im Finale schoss sie selbst. Zum zweiten Mal hintereinander wurde sie Frankreichs Fußballerin des Jahres. Marozsán ist nicht die schnellste Fußballerin der Welt, aber hat mehr Gefühl im Fuß als viele gegnerische Teams zusammen.
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Marta:
33 Jahre
Die wohl bekannteste Fußballerin der Welt, sicher die beste aller Zeiten, ist immer noch am Ball. Sechsmal war Marta Weltfußballerin, sie hat die meisten Tore bei Weltmeisterschaften geschossen. Während der Olympischen Spiele 2016 in Rio trugen einige Fans das Trikot der brasilianischen Nationalelf mit der Nummer 10, sie hatten Neymar durchgestrichen und Marta drüber geschrieben. Und das nur, weil Marta nicht so spektakulär abrollen kann wie ihr männlicher Kollege. Weltmeisterin wurde sie jedoch noch nie. Das soll sich jetzt endlich ändern.
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Khadija Shaw:
22 Jahre
- Verein: Tennessee Volunteers
Dass sich zum ersten Mal auch eine jamaikanische Frauenelf für eine WM qualifizieren konnte, liegt vor allem an Khadija Shaw. 19 Tore schoss sie in der Qualifikation, mehr als jede andere Spielerin auf Erden. Das geht nur, wenn man Eigenschaften vereint, die sich sonst eher ausschließen: Bunny Shaw ist hart, schnell und hat Auge. Den Spitznamen „Bunny“ hat ihr übrigens einer ihrer Brüder verpasst, der sich über die großen Schneidezähne und die Karottenliebe seiner Schwester lustig machte. Sie wuchs mit sieben Brüdern und fünf Schwestern auf, die Brüder nahmen sie mit auf dem Fußballplatz. Doch es gab auch Schicksalsschläge: Drei ihrer Brüder wurden in kürzester Zeit in Kämpfen rivalisierender Gangs erschossen, ein vierter starb bei einem Autounfall. Noch spielt Bunny Shaw in einem US-amerikanischen Uniteam. Nach der WM wird sich das sicher ändern.
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Amandine Henry:
29 Jahre
Es ist gar nicht so einfach, sich aus dem Team des Gastgebers für die beste Fußballerin zu entscheiden. Zu gut ist zum Beispiel Wendie Renard, die Türmin in Innenverteidigung oder Eugenie Le Sommer, die zu jeder Jahreszeit trifft und trifft und trifft. Das Herzstück der Mannschaft aber ist Amandine Henry auf der Sechserposition. Dort kann sie beides, robust Bälle erobern und sie klug verteilen. Henry ist eine Mischung aus Jens Jeremies und Xavi. Eine erfolgsversprechende Mischung, Henry gewann mit Lyon bereits fünf Mal die Champions League und wurde zehn Mal französische Meisterin. Für den WM-Pokal würde sie sicher noch einen Platz auf den Kaminsims finden, die Französinnen gehören zu den Favoriten.
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Asisat Oshoala:
24 Jahre
Immer wenn die kleine Asisat Oshoala früher mit den Jungs auf der Straße Fußball gespielt hatte, wollte ihre Mutter ihr kein Geld zum Essenkaufen geben. Mittlerweile dürfte die Mama anders über die sportlichen Aktiväten ihre Tochter denken. Die ist nicht nur dreifache afrikanische Fußballerin des Jahres, sondern hat auch geschafft, was nur wenigen afrikanische Spielerinnen vergönnt ist: Profi in einem europäischen Topteam werden. Mit dem FC Barcelona stand sie im Champions-League-Finale und machte dort bei 1:4 gegen Lyon das einzige Tor für ihre Mannschaft. Ihr Vorbild ist übrigens Jay-Jay Okocha. Gut, dass Oli Kahn seine Karriere schon beendet hat.
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Wang Shuang:
24 Jahre
- Verein: Paris St. Germain
Wang Shuang ist die derzeit beste chinesische Fußballerin. Wegen ihre Schnelligkeit und guten Technik wird sie dort “Lady Messi” gerufen. Mal schauen, wann der erste männliche Fußballer “Mister Wang Shuang” gelabelt wird. Die WM wird für die Chinesin ein Heimspiel, seit kurzem ist sie bei Paris St. Germain unter Vertrag, wo sie den ganz großen Durchbruch schaffen will. Dass sie ein Gefühl für große Momente hat, bewies sie vor einigen Jahren: 2015 gab die große US-Spielerin Abby Wambach vor 33.000 Zuschauern ihr Abschiedsspiel gegen China. Seit 104 Spielen war das US-Team daheim ungeschlagen. Das aber störte Wang Shuang ebenso wenig wie eine etwaige Ehrfurcht vor Wambach. Sie gab den Partycrasher und erzielte das einzige Tor des Tages.
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Lieke Martens:
26 Jahre
Bis sie 16 Jahre alt war, spielte Lieke Martens in einem Jungsteam. Das stählte sie für ihre heutige Karriere, machte sie aber auch hin und wieder traurig. Zum Beispiel, als sie nach einem Sieg zwar mit den Jungs abklatschte, aber dann in ihrer eigenen kleinen Kabine die Freudengesänge der Mitspieler nebenan hören musste. Mittlerweile kann sie auch mit ihren Kolleginnen feiern. 2017 wurde sie mit Holland Europameisterin und ist mittlerweile Kapitänin einer der besten Mannschaften der Welt, des FC Barcelona. Die feine Technikerin ist ein Produkt der holländischen Fußballschule, dessen Eigenschaften das Nationalteam aber nicht zu einem der ganz großen Favoriten machen: In der Offensive bietet sie oft Feuerwerk, in der Abwehr allzuoft ein Schwimmfest.
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Megan Rapinoe:
33 Jahre
Die Frau mit dem platinumblonden Haar ist die politischste unter den Fußballerinnen. Sie solidarisierte sich mit dem gegen Polizeigewalt demonstrierenden Footballer Colin Kaepernick, in dem auch sie sich beim Abspielen der Nationalhymne hinkniete. Mittlerweile hat sie die komplette Nationalelf auf ihrer Seite. Im Fall eines Titelgewinns wird die Mannschaft auf keinen Fall zum Besuch ins Weiße Haus gehen, weil Trump ein Rassist und ein Sexist sei, der gegen alles stehe, was ihr wichtig sei, sagt Rapinoe. Sie nennt sich selbst einen wandelnden Protest gegen Trump. Ein Protest der Tore schießt, 43 waren es schon in ihrer Nationalmannschaftskarriere.
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