Den Impuls für die großen Demonstrationen von 1989 gab der Tod eines Führungskaders der Kommunistischen Partei. Hu Yaobang hieß er, war seit 1980 Chef der Kommunistischen Partei (KP) und damit theoretisch der mächtigste Mann Chinas. Hu war einer jener Politiker, der die Reformen umsetzen sollte, die Deng Xiaoping, Chinas eigentlicher Führer jener Zeit, angestoßen hatte. Deng öffnete China zum Westen, um das Land zu modernisieren. Mit dieser Öffnung und dem vergleichsweise liberalen Hu als Parteichef wandelte sich seit 1978 auch das Klima an den Hochschulen. Es wurde nun frei debattiert, kein Vergleich mit den Repressionen der Mao-Zeit, die Studenten wurden mutiger. Im Winter 1986 kam es zu ersten Protesten gegen die trotz aller Modernisierung noch immer starre KP-Herrschaft, beispielsweise in Shanghai. Die Hardliner der KP warfen Hu daraufhin vor, nicht hart genug gegen die Studenten vorgegangen zu sein, 1987 enthoben sie ihn seines Amtes. Am 15. April 1989 starb Hu Yaobang, zwei Tage später zogen Tausende Studenten für eine Trauerkundgebung zum Tiananmen, dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking. In anderen Städten Chinas geschah Ähnliches.
Die Studenten und Studentinnen und zahlreiche weitere Bürger Pekings, die sich den Protesten anschlossen, artikulierten ihre Unzufriedenheit mit der Umbruchsituation. Denn die neuen Freiheiten offenbarten vor allem Vetternwirtschaft und Korruption der KP-Kader. Die Studenten forderten politische Reformen und demokratische Selbstbestimmung, waren inspiriert vom patriotischen Modernisierungsgeist der 4.-Mai-Bewegung von 1919. Sie wollten die herrschende KP nicht stürzen, sondern bessere Verhältnisse. Hunderttausende Menschen waren zeitweilig im Zentrum Pekings versammelt. Aber für die Hardliner in der KP gab es keine Diskussion: Sie schickten Panzer und Soldaten und ließen die Demonstrationen grausam niederschlagen. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni ging es los. Viele Hunderte Demonstranten starben. In freien Staaten ist der 4. Juni 1989 als Tag des Tiananmen-Massakers bekannt – in China ist das Thema zensiert. Die KP hat es zum Tabu erklärt.
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