Luke Sikma, ein Baum von einem Kerl, sitzt vor ein paar Tagen in der Trainingshalle des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin und bindet seine Schuhe. Es sind wahre Quadratlatschen. Sikma macht sich bereit für eine weitere Einheit vor dem vielleicht letzten Duell im Play-off-Viertelfinale gegen Ulm. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt er. „Es läuft einfach.“ Dann marschiert er aufs Parkett und versenkt locker seine ersten Würfe. Der US-Amerikaner ist die personifizierte Zuversicht.
Die Berliner haben die ersten beiden Spiele gegen die Schwaben recht deutlich gewonnen. Ihnen fehlt nur noch ein Sieg zum Einzug in das Play-off-Halbfinale gegen den Hauptrundenzweiten Oldenburg. An diesem Sonntag bietet sich in der Arena am Ostbahnhof die erste Gelegenheit dazu (15 Uhr/Magentasport).
Beim jüngsten 98:83-Erfolg in Ulm am vergangenen Dienstag war ebenjener Sikma maßgeblich daran beteiligt, dass es lief. Der 29-Jährige erzielte 13 Punkte, holte sieben Rebounds und legte hin und wieder einen Assist auf (3). Sikma war Vollstrecker, Vorlagengeber und Abräumer in einem. Er war der Allrounder, den Alba wahrscheinlich braucht, um in diesen Play-offs noch weit zu kommen.
Sikma ist ein besonderer Spieler für den Klub. So mancher Beobachter war überrascht, als er 2017 von Valencia zu Alba wechselte. Sein Profil schien für einen Bundesliga-Klub unpassend, es las sich zu gut. Er war ein gestandener Profi in der spanischen ACB-Liga, der besten in Europa. Für Alba war Sikma der erwartete Volltreffer. Seine Leistungen in der vergangenen Saison waren herausragend, er wurde zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt.
Auf diese Idee ist nach der Hauptrunde dieser Spielzeit kaum jemand gekommen. Sikma holte zwar immer noch viele Rebounds und leitete kluge Angriffszüge ein. Nur tat er dies nicht so häufig und effizient wie in der Saison zuvor. Hinzu kamen zwei bittere Niederlagen mit Alba, in denen er nicht in Form war. Im Pokalfinale gegen Bamberg (82:83) war er gesundheitlich angeschlagen. Und rund zwei Monate später spielte er eine fast schon grotesk schlechte Partie im entscheidenden Finalduell im Eurocup gegen seinen ehemaligen Klub Valencia (63:89).
„Die Woche danach war hart“, sagt Sikma, „weil ich als Führungsspieler nicht in der Lage war, der Mannschaft in den wichtigen Spielen zu helfen.“ Inzwischen aber sind ein paar Wochen vergangen, und ein paar Wochen können in der Welt eines Basketballspielers ereignisreich sein, weil der Spielplan besonders gegen Ende der Saison eng getaktet ist. Sikma buddelte sich nach dem verlorenen Eurocup-Finale langsam aus seinem Leistungsloch heraus. „Das Gute an meiner Situation waren die vielen Spiele“, sagt er. „Da kann man das Blatt wieder wenden.“
Zuletzt wirkte der Power Forward auf dem Feld so dominant wie in der Vorsaison. Da war er wieder, der Sikma, der mit weit aufgerissenen Augen und dem Ball in der Hand seine Mitspieler immer wieder anleitete. Nun sind die Hierarchien zwar auch im Leistungssport flacher geworden. Aber einen wiedererstarkten Anführer wie den breitschultrigen Sikma kann Alba Berlin in jedem Fall gut gebrauchen.
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