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Globalisierung: Liebesgrüße aus Washington

Vielleicht wird der Montag dieser Woche einmal als der Tag in die
Geschichte eingehen, an dem die Globalisierung, wie wir sie kennen, zu Ende ging. So zumindest
lassen sich die amerikanischen Attacken auf den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei deuten.
Wenn es so wäre, dann wären die Konsequenzen gewaltig – und die europäischen Regierungen täten
gut daran, sich darauf einzustellen.

Zur Erinnerung: Der amerikanische Technologiekonzern Google hat am Montag angekündigt, auf Anordnung der US-Regierung seine Geschäftsbeziehungen zu Huawei auszusetzen. Weil Huawei-Geräte überwiegend das Google-Betriebssystem Android nutzen, sind sie also womöglich bald in den Staaten der westlichen Welt nicht mehr voll funktionsfähig.

Für Donald Trump sind die Sanktionen gegen Huawei ein Druckmittel, um die chinesische Seite in den laufenden Gesprächen über ein neues Handelsabkommen zum Einlenken zu bewegen. So wie Trump den Iran mit Sanktionen überzogen hat, um die Regierung in Teheran zu Zugeständnissen in der Atompolitik zu bewegen. Oder wie er der Europäischen Union zuletzt Strafmaßnahmen angedroht hat, weil Deutschland aus seiner Sicht zu viele Autos in die USA exportiert. Neu daran ist nicht, dass die Amerikaner ihre nationalen Interessen verfolgen. Das tun alle Staaten. Neu ist, dass der amerikanische Präsident bereit zu sein scheint, dafür die Grundlagen der Globalisierung zu erschüttern.

Denn um weltweite Lieferketten und Kundenbeziehungen aufzubauen, braucht die Wirtschaft stabile Währungen, Organisationen, die Regeln setzen und über deren Einhaltung wachen, Finanzkonzerne mit weltweiten Filialnetzen, grenzüberschreitende Kommunikationskanäle, die zumindest im Prinzip für alle Menschen offen sind, zuverlässige Verkehrswege.

Diese Infrastruktur haben die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut, und sie wird von ihnen heute noch dominiert. Die amerikanische Notenbank kontrolliert die Leitwährung, amerikanische Beamte geben den Ton an in der Welthandelsorganisation und im Weltwährungsfonds, der mit Krediten hilft, wenn Staaten das Geld auszugehen droht. Die großen Banken haben ihren Sitz in New York und die großen Internetkonzerne im Silicon Valley.

Das galt bislang aus europäischer Sicht als vielleicht ärgerlich, aber im Prinzip unproblematisch, denn es ist die unausgesprochene Geschäftsgrundlage der Globalisierung, dass die Nationalität von Unternehmen keine Rolle spielt: Wenn Google die besten Suchmaschinen baut, dann suchen die Europäer eben mit Google.

Diese Geschäftsgrundlage ermöglicht es jedem Land, sich auf das zu spezialisieren, was es am besten kann. Die Deutschen schrauben ihre Autos zusammen, und die Amerikaner programmieren ihre Suchmaschinen. Das geht aber nicht mehr, wenn sich herausstellt, dass Google am Ende der verlängerte Arm der amerikanischen Regierung ist. Und was dann?

Die Iran-Sanktionen haben der deutschen Bundesregierung schmerzhaft die eigene Ohnmacht vor Augen geführt. Außenminister Heiko Maas hat den hiesigen Unternehmen Schutz vor den amerikanischen Strafmaßnahmen versprochen, aber er konnte sein Versprechen nicht halten. Inzwischen haben sich fast alle deutschen Konzerne aus dem Iran zurückgezogen, weil sie sonst fürchten müssen, den Zugang zum amerikanischen Markt zu verlieren. Das will kaum jemand riskieren.

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