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Schriftstellerin: Judith Kerr ist tot

Judith Kerr ist tot

Die Schriftstellerin und Illustratorin Judith Kerr ist tot. Wie ihr Verlag Harper Collins mitteilte, starb Kerr in London. Sie wurde 95 Jahre alt.

Kerr kam 1923 als Tochter jüdischer Eltern in Berlin zur Welt. Ihr Vater Alfred Kerr, ein Journalist und Schriftsteller, war in der Weimarer Republik als Theaterkritiker bekannt. Die Nationalsozialisten verbrannten seine Bücher. Als Judith Kerr neun Jahre alt war, floh die Familie vor den Nazis über die Schweiz und Frankreich nach England. 1936 ließ sie sich in London nieder, wo Kerr die Kunsthochschule besuchte. Nach dem Krieg arbeitete sie als
Redakteurin für den Sender BBC. Dort lernte sie auch ihren Mann Nigel Kneale kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod im
Jahr 2006 verheiratet war.

Ihre Karriere als Autorin begann Kerr erst mit über 40 Jahren. Vor allem die Geschichte ihrer Flucht verarbeitete sie literarisch: Das Buch Als Hitler das rosa Kaninchen stahl, das sie 1971 veröffentlichte, wurde in Deutschland ihr berühmtestes. Für die Erzählung über ein Mädchen, das auf der Flucht ein rosa Plüschkaninchen in
Berlin zurücklassen muss, wurde Kerr mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. In vielen deutschen Schulen ist das Buch Pflichtlektüre. Im englischsprachigen Raum hatten ihre Bilderbuchreihe Ein Tiger kommt zum Tee und die Bilderbuchgeschichten um den Kater Mog den größten Erfolg.

Insgesamt schrieb Kerr mehr als 30 Bücher für Kinder und Jugendliche, die sich weltweit millionenfach verkauften und in 25 Sprachen übersetzt wurden. Noch in der vergangenen Woche hatte die Autorin in einem Interview mit dem britischen Guardian gesagt, es sei ihre größte Angst, nicht mehr arbeiten zu können. 

2017 hatte Kerr im ZEIT Magazin
erzählt, dass sie sich wünsche, 95 Jahre alt zu werden: Dann könne sie
ihr aktuelles Buch noch zu Ende schreiben – “mehr will ich nicht, ich
habe in meinem Leben schon sehr viel Glück gehabt”.

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