Alle reden über Jan Böhmermann. Für die einen ist er unerträglich. Andere sehen in ihm den Mann, der zurzeit wie kaum ein zweiter Künstler politisch interveniert. Selbst vom Ibiza-Video, das Österreich in eine Staatskrise stürzte, wusste er vor der Veröffentlichung Bescheid – und galt sogar vorübergehend als möglicher Urheber der ganzen Finca-Inszenierung. Für Mittwochabend hatte er etwas Neues angekündigt. Und Böhmermann servierte: eine Schnulze für Europa. Mit Künstlern zahlreicher Länder singt der ZDF-Moderator “Do They Know It’s Europe”, eine Hymne, die zur grenzüberschreitenden Einigkeit aufruft: “Allein sind wir allein”.
“Knödel, Porsche und Dackel”, fängt Böhmermann selbst das 13-minütige Lied an, in das am Ende mehr als ein Dutzend Künstler einstimmen. Jeder für sein Land, ein bisschen “Eurovision Song Contest” mit Relevanz, ein bisschen “Band Aid”. Parole: “Comedians for Worldpeace”. Es ist ein Spiel mit Klischees: Die Fínnen singen über Saunen und ein gescheitertes Nokia, ein Slowene über Melania. Die Niederländer feiern sich als Grasproduzenten – und ESC-Gewinner. Selbst die Briten dürfen mitmachen: “We once built a great empire, now we build a good hand-dryer.” Fazit: Alle singen besser als Madonna.
Was auch immer Böhmermann anfasst: Die Erwartung ist groß. Der Hashtag #DoTheyKnowItsEurope stieg in kürzester Zeit zum Top-Trend bei Twitter auf. Doch die dazugehörige Website war binnen Minuten überlastet. Wenn das mal kein schlechtes Zeichen für Europa ist.
Hits: 54