/Eden Project: Der Schöpfer des Garten Eden

Eden Project: Der Schöpfer des Garten Eden

Ein vietnamesisches Hängebauchschwein mit Namen Horace führte Tim Smit zum Garten Eden. Er hatte den schwarzen Eber von einem Freund geschenkt bekommen, kurz nachdem er sich 1987 im Alter von 33 Jahren entschloss, seine erfolgreiche Karriere als Musikproduzent und Songschreiber aufzugeben und mit seiner Frau und den ersten drei seiner heute vier Kinder von London nach Cornwall zu ziehen. Gelockt hatte ihn die Liebe “zum wilden Westen”. Wie er dort seine Zukunft gestalten sollte? Weiter komponieren, ja, aber mehr fiel ihm zunächst nicht ein.

Manchmal wackelte Horace von der angrenzenden Scheune in die Küche und wärmte seinen Hintern am Herd. Weil er auf der Farm aber einsam wirkte, nahm Smit ein weiteres Hängebauchschwein auf, Doris. Es dauerte nicht lange und 13 Ferkel kamen hinzu – ein Auslöser für Smit, die Geschichte von ehemals wilden Lebewesen erzählen zu wollen, die der Mensch domestiziert hat. Auf der Suche nach einem Ort, wo er seltene Tiere züchten und sie der Öffentlichkeit zeigen könnte, stieß der studierte Archäologe 1990 auf einen zugewucherten und verlassenen Garten.

Ausgerechnet Smit, der bislang keine besondere Leidenschaft für Gärten hegte, “nur die Liebe zum Duft von frisch gemähtem Gras”, packte eine romantische Neugier. Und weil Tim Smit kein Mensch ist, der sich damit begnügt, im Pub über seine Träume zu philosophieren, dauerte es gerade einmal zwei Jahre, bis er mit einem Freund 1992 statt eines Schweinegeheges eine der heute größten Touristenattraktionen von Cornwall aufmachte: die Lost Gardens of Heligan.

Weitere neun Jahre später übertrumpfte er sich selbst. Sein Eden Project, eröffnet 2001, besuchen im Jahr mehr als eine Million Menschen. Beide Gärten wurden, in der Sprache seiner früheren Karriere in der Musikbranche, zu Jahrhunderthits – mit ihm als Produzenten.


Dieser Artikel stammt aus MERIAN Heft Nr. 09/2017

Dieser Artikel stammt aus MERIAN Heft Nr. 09/2017
© MERIAN

An diesem Samstagmorgen spürt Tim Smit noch die Nachwehen der Reisen in den vergangenen Tagen. Ständig ist er unterwegs, will andere inspirieren. Das Eden Project gilt als sein Meisterwerk, es dient auf fünf Kontinenten als Vorbild für weitere Gartenparadiese, bis nach China oder Australien. Viele Besucher sehen es bereits beim Anflug über das Landesinnere auf den Flughafen von Newquay: Gewaltige Biome, Kuppeln aus einem transparenten Kunststoffmaterial, dünner als Glas, wölben sich über kraterartigen Vertiefungen in der Nähe des Städtchens St Austell. Die biologischen Dome beherbergen das größte Gewächshaus der Welt. In einem der beiden ist der größte Regenwald außerhalb des echten Dschungels untergebracht. Auf mehr als 13 Hektar erstreckt sich ein globales Ökosystem.

Merian: Sie haben hier in Cornwall eine eigene Welt erschaffen – wollen Sie die wirkliche verändern?

Tim Smit: Natürlich, aber erzählen Sie das niemandem. Das Wort, das in jeder Sprache am meisten gehasst wird, ist Veränderung. Wir wollen die Welt einfach etwas besser machen.

Merian: Und wie kann das Eden Project dazu beitragen?

Smit: Unser Ziel ist es, die Menschen mit der Natur zu verbinden, damit sie verstehen, dass es unverzichtbar ist, sie zu schützen. Alles, was ich möchte, ist, dass die Menschen hierherkommen und nachdenklich wieder gehen.

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