/Internationaler Sportgerichtshof CAS: Caster Semenya verliert Klage gegen Testosteron-Limits

Internationaler Sportgerichtshof CAS: Caster Semenya verliert Klage gegen Testosteron-Limits

Der internationale
Sportgerichtshof CAS hat die Klage der 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya gegen Testosteron-Limits für Mittelstreckenläuferinnen
mit intersexuellen Anlagen abgelehnt. Die 28 Jahre alte Südafrikanerin, die selbst sehr hohe Testosteronspiegel
hat, hatte gegen eine Regel des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF geklagt.

Läuferinnen, die künftig bei internationalen Wettkämpfen über Distanzen
von 400 Metern bis zu einer Meile starten wollen, müssen ihren
Testosteronwert “innerhalb einer durchgehenden Periode” von mindestens
sechs Monaten auf unter fünf Nanomol pro Liter senken. Dies ist auch
durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel möglich. Das
dreiköpfige CAS-Gericht sagte, es halte die
IAAF-Regel für ein “notwendiges, vernünftiges und angemessenes Mittel”.

Das Urteil steht am Ende einer Kontroverse, die bereits 2009 begonnen hatte. Damals gewann Semenya überlegen auf der 800-Meter-Distanz den Weltmeistertitel, woraufhin ihre Konkurrentin Elisa Cusma sich beschwerte: “Für mich ist sie keine Frau, sie ist ein Mann.” Der damalige Generalsekretät des Leichtathletikverbands IAAF, Pierre Weiss, sagte: “Sie ist eine Frau, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent”.

Zwei Jahre später veröffentlichte die IAFF dann Leitlinien für Athletinnen wie Semenya, die sehr hohe Testosteronspiegel im Blut haben. Demnach muss der Testosteronspiegel von Sportlerinnen mindestens zwölf Monate vor einem Start unter 10 Nanomol pro Liter liegen. Liegt er darüber, müssten die Athletinnen den Blutspiegel durch Medikamente oder eine Operation senken, um wieder teilnahmeberechtigt zu werden, schreibt der IAAF. Die Regelung sei notwendig, argumentierte der Verband, weil hohe Testosteronblutspiegel die körperliche Leistungsfähigkeit steigerten und Sportlerinnen wie Semenya deshalb einen Vorteil hätten.

Gegen die Regel klagte jedoch eine hyperandrogene Sprinterin aus Indien, Dutee Chand, vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Dieser befand 2015, es ließe sich nicht mit Sicherheit sagen, dass “hyperandrogene Athletinnen einen signifikanten Leistungsvorteil haben, der ihren Ausschluss von Frauenwettbewerben rechtfertigt” – und setzte die IAAF-Regel aus.

Fehlerhafte Daten, Bedenken des Menschenrechtsrats

In einer weiteren Wendung legte dann ein Arzt des IAAF, Stephane Bermon, im vergangenen Jahr jedoch eine Studie vor, die genau das beweisen sollte. Die Daten zeigten, dass Frauen mit sehr hohen Testosteronspiegeln auf einigen Distanzen einen Leistungsvorteil hätten, sagte er. Der IAAF setzte die umstrittene Testosteronspiegel-Regel daraufhin wieder ein und halbierte noch dazu den zulässigen Wert von 10 Nanomol Testosteron pro Liter auf 5 Nanomol. Der Weltverband wolle mit der Regel Chancengleichheit gewährleisten, erklärte der inzwischen gewählte IAAF-Präsident Sebastian Coe. “Wie viele andere Sportarten haben wir uns entschieden, zwei Kategorien für unseren Wettbewerb zu haben – Männer- und Frauen-Events.” Es gehe darum, dass der Erfolg “durch Talent, Hingabe und harte Arbeit statt durch andere Faktoren bestimmt” werde.

Und genau dagegen klagte Caster Semenya, unterstützt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die die IAAF-Studie für fehlerhaft hielten. So sagte Roger Pielke, Professor an der University of Colorado Boulder, ZEIT ONLINE: “Zwischen 18 und 37 Prozent der Daten, die wir für bestimmte Rennen reproduzieren konnten, waren fehlerhaft”. Und auch der Menschenrechtsrat der Vereinten Nation zu Wort zeigte sich gegenüber einer Behandlung, die die Testosteronspiegel bei Athletinnen absenke, kritisch.

Die verwandte Frage, wie man die Zulassung von Transgender-Sportlerinnen handhaben soll, beschäftigte auch das Internationale Olympische Komitee (IOC). Das IOC stellte vor den olympischen Sommerspielen 2016 neue Transgender-Richtlinien vor, die einer Diskriminierung vorbeugen sollen. Frauen, die sich für die Männlichkeit entscheiden, dürfen danach grundsätzlich und ohne Restriktionen in Männerkonkurrenzen starten. Transfrauen hingegen dürfen nur an den Start gehen, wenn sie ihr Geschlecht vier Jahre lang nicht wieder geändert haben und sie ihre Testosteronspiegel künstlich senken. So muss der Testosteronspiegel mindestens zwölf Monate vor einem Start unter 10 Nanomol pro Liter liegen. Für Frauen, die von Natur aus hohe Testosteronspiegel haben so wie Caster Semenya sah das IOC einen solchen Nachweis jedoch nicht vor.

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