Erstmals seit 200 Jahren geht ein Kaiser in Japan vorzeitig in den Ruhestand: Tenno Akihito hat seinen Thronverzicht erklärt und Platz für seinen Sohn Naruhito gemacht.
Um Mitternacht endet die 30-jähirge Regentschaft von Kaiser Akihito. Der 85-Jährige hat in einer kurzen Rede offiziell seine Abdankung erklärt. Er habe seine Herrschaft mit “tiefem Respekt und mit Liebe für das Volk” ausgeübt, sagte Akihito. “Das war ein großer Segen.” Er danke dem japanischen Volk von Herzen, dass es ihn als “Symbol des Staates akzeptiert und unterstützt” habe.
Vorausgegangen waren dem Rücktritt eine Reihe von Ritualen: Der 85-Jährige hatte sich mit einer traditionellen goldbraunen Robe und einer schwarzen Kopfbedeckung bekleidet zu mehreren heiligen Schreinen innerhalb des Kaiserpalasts begeben. Dort berichtet er seinen Vorfahren und den Shinto-Göttern von seiner bevorstehenden Abdankung.
Die eigentliche Abdankung fand im Matsu-no-Ma, einer 370-Quadratmeter
großen Halle im Kaiserpalast, statt. An der Zeremonie nahmen mehr als
300 Menschen teil, darunter neben Mitgliedern der Kaiserfamilie auch
Vertreter von Japans Regierung und dem Parlament, hochrangige Richter
und regionale Regierungschefs. Die Öffentlichkeit blieb ausgeschlossen.
Am 1. Mai geht die Herrschaft des Tenno, wie der Kaiser in Japan
genannt wird, offiziell an Akihitos 59-jährigen Sohn Naruhito über.
Damit endet auch eine Ära: Akihito steht für die Zeit Heisei, was mit
“Frieden schaffen” übersetzt werden kann. Mit seinem Sohn beginnt Reiwa, die Ära der “schönen Harmonie”.
2016 hatte Akihito
angekündigt, sich von den Kaiserpflichten zurückzuziehen, was sein Volk
mit großem Bedauern aufnahm. Er hatte das mit seinem hohes Alter und
seiner angeschlagenen Gesundheit begründet. Eine Abdankung des Kaisers war in Japans
Nachkriegsverfassung nicht vorgesehen – der bisher letzte Thronverzicht
lag zwei Jahrhunderte zurück. Deshalb mussten eigens ein Gesetz
verabschiedet und das Verfahren festgelegt werden.
Akihito und seine Frau Michiko sind im Volk sehr beliebt. Über die Jahre gelang es ihnen, die starren Traditionen des Kaiserpalasts etwas aufzubrechen und der uralten Monarchie einen wärmeren, volksnäheren Charakter zu geben. Allgemeine Anerkennung bekamen sie, als sie nur zwei Monate nach dem verheerenden Erdbeben, dem Tsunami und der anschließenden Reaktorkatastrophe im Jahr 2011 Opfer in der radioaktiv verseuchten Provinz Fukushima besuchten und ihnen Trost spendeten.
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