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USA: Nur noch Nebenfiguren

Wer Hillary und Bill Clinton sprechen hören will, muss bis zu 400 Dollar bezahlen. Und das wollen nicht viele: Die vorderen Plätze des Wallingforder Theatersaals im Bundesstaat Connecticut müssen mit Zuschauerinnen und Zuschauern aus dem Oberrang aufgefüllt werden, von denen sich eine sogar als Trump-Wählerin zu erkennen gibt.  

Aber ein wenig neugierig ist man schon auf die Clintons. Vor allem Hillary steht im Fokus. Es ist ihr erster öffentlicher Auftritt nach Erscheinen des Mueller-Reports. Der Bericht beschreibt unter anderem, wie die russische Regierung versuchte, Clinton zu schaden, indem sie kompromittierendes Material über sie erwerben wollte. Clinton hält sich aber mit einem Urteil zurück: “Der Kongress muss die notwendigen Entscheidungen treffen, um Verantwortlichkeit herzustellen”, sagt die 71-Jährige. Diese verklausulierte Formulierung könnte man als Aufruf an ihre Parteifreunde verstehen, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump anzustrengen. Mehr sagt die Wahlverliererin von 2016 zum Mueller-Report nicht. 

Die Suche nach dem Schuldigen

Die Rolle des Anklägers spielt dafür ihr Ehemann Bill, der acht Jahre lang das Amt bekleidete, um das sich seine Frau zweimal erfolglos beworben hat. Zwar konnte Sonderermittler Robert Mueller nicht nachweisen, dass Donald Trump und seine Mitarbeiter während der US-Wahl 2016 auf strafbare Art und Weise mit Russland kooperiert haben. Bill Clinton glaubt, dass seine Frau die Wahl trotzdem auch wegen der Russen verloren haben könnte. Russland habe den Wahlkampf im Netz so beeinflusst, dass er es “für möglich halte, dass sie die Ergebnisse in Michigan, Wisconsin und Pennsylvania umgedreht haben”, sagt Clinton. Alle drei Staaten gewann Donald Trump 2016 knapp.

Wie viele Wähler tatsächlich wegen russischer Bots und geleakter E-Mails ihr Kreuz bei Trump machten, ist völlig unklar. Doch die Clintons scheinen sich auch mehr als zwei Jahre nach der US-Wahl noch nicht ganz mit ihrer Niederlage abgefunden zu haben. Nun suchen sie nach Schuldigen. 

Schließlich hatten beide – Bill und Hillary Clinton – vor Trumps Wahlsieg jahrzehntelang in Washington Karriere gemacht. Bill schaffte es ins Weiße Haus, Hillary in den Senat. Mehrfach bewarb sich Hillary Clinton um das Präsidentenamt. 2008 verlor sie die Vorwahl gegen Barack Obama, acht Jahre später die Hauptwahl gegen Donald Trump. Ihre aktuelle Vortragstour, die die Clintons in zehn Städte führt, dient auch dazu, die Deutungshoheit über ihr politisches Erbe wiederzuerlangen.  

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