Diese Rede ist anders: Den typischen Generalsekretärsprech, Kampfansagen und Polemik, hört man von Linda Teuteberg nicht. Vom Podium des 70. Bundesparteitags der Freien Demokraten (FDP) lächelt sie das Auditorium an, spricht in ruhigem, sachlichem Ton. Das übliche Parteitagsgebrummel verstummt im Saal.
Unterbrochen wird die Antrittsrede der 38-Jährigen, die am Vortag mit 92,8 Prozent zur neuen FDP-Generalsekretärin gewählt wurde, nur von begeistertem Zwischenapplaus bei Themen wie Rechtsstaatlichkeit, dem FDP-Dauerbrenner Soli-Abschaffung oder Klimapolitik. Teuteberg gelingt es, die liberale Seele zu streicheln, aber sie findet auch Raum für neue Schwerpunkte. “Nicht die FDP muss grüner werden, die Klimapolitik muss vernünftiger und offener werden”, fordert sie unter großem Jubel. Auch mit ihrem Blick auf den Osten hat die Bundestagsabgeordnete das Auditorium auf ihrer Seite. Der Osten brauche keine milden Gaben, sagt Teuteberg, sondern das Gleiche wie der Rest der Republik: “eine neue Politik”.
Teuteberg wird der Partei guttun, meint ein Delegierter aus Niedersachsen. Ein neues Gesicht, eine sympathische Frau, die verbindlich und fachlich gut sei. Auch die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, Nicole Bauer, lobt die Eloquenz der Neuen: “Sie ist charismatisch, inhaltlich präzise und spricht trotzdem für jeden verständlich.”
Osten hofft auf Teuteberg-Effekt
Thomas Kemmerich, der als Spitzenkandidat in die Landtagswahl in Thüringen zieht, erhofft sich noch einen anderen Effekt: mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit. Denn mit Teuteberg steht eine erfolgreiche Ostdeutsche mit an der Spitze der Partei. Teuteberg versieht sogar ihre Social-Media-Beiträge mit dem Hashtag #Brandenburgerin. Das könnte hilfreich für Brandenburg, Thüringen und Sachsen sein, wo dieses Jahr gewählt wird. Bislang sind die Liberalen in keinem der drei Landtage vertreten.
Auf Teuteberg lasten viele Erwartungen, die Delegierten glauben an sie. Das zeigen sie am Ende der Rede mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations. Dass sie nun so im Rampenlicht steht, war ein langer Kampf für Teuteberg. Ihren Aufstieg hat sie vor allem sich selbst zu verdanken, einer etablierten Seilschaft gehört sie nicht an. In ihrem Landesverband in Brandenburg wurde ihr nichts geschenkt – im Gegenteil. Trotz Intrigen und Kampfabstimmungen schaffte sie es in die Bundespolitik.
Und auch dort hatte sie es nicht leicht: Weil ihr der Landesverband bei ihrer ersten Kandidatur für einen Sitz im FDP-Bundesvorstand die Unterstützung versagte, musste die 38-Jährige auf einer freien Liste antreten. Teuteberg war dennoch erfolgreich – sogar noch dreimal in Folge. Das brachte ihr den Respekt von Parteichef Christian Lindner ein, der sie als starke, eigenständige Persönlichkeit bezeichnete. Andere Parteimitglieder nannten sie hingegen eine Karrieristin.
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