/Zum Abschluss eine Klatsche für Alba Berlin

Zum Abschluss eine Klatsche für Alba Berlin

Der Abend hatte so gut angefangen. Gute zehn Minuten vor dem Beginn des dritten und entscheidenden Endspiels um den Eurocup gegen Alba Berlin stieg die Stimmung in der „La Fonteta“ genannten Heimstätte des Valencia Basket Club langsam an. Ein paar Helfer stellten im Mittelkreis gerade ein weißes Podest mit dem silbernen Objekt der Begierde auf, als der Hallen-DJ einen Song auflegte, der auch bei Heimspielen des führenden Berliner Basketball-Klubs regelmäßig zu hören ist. „I‘m an albatross“, schallte es aus den Lautsprechern und die gut 150 mitgereisten Alba-Fans unter dem Hallendach klatschten euphorisch in die Hände. Das taten sie auch noch etwa 15 Minuten später, als ihr Team nach einem herausragenden Start 11:0 führte. Danach sank die Stimmung im Gästebereich allerdings rapide, denn der Berliner Vorsprung hielt gerade mal ein Viertel. Der Rest des Spiels war fest in spanischen Händen – und in diesen landete ganz zur Freude der 8000 Zuschauer dann auch der silberne Pokal. Durch ein 89:63 (17:18, 29:15, 17:11, 26:19) gewann Valencia BC absolut verdient zum vierten Mal den Eurocup.  

 Für Alba ist der Traum vom ersten Europapokalsieg seit 1995 geplatzt. Wie schon vor neun Jahren mussten sich die Berliner Valencia geschlagen geben. Damals hatten sie in einem einzigen Finale keine Chance, dieses Mal gewannen sie in einer Finalserie wenigstens eins von drei Spielen, am vergangenen Freitag in Berlin. In den beiden Auswärtsspielen war Alba letztlich chancenlos. In der fast zwei Jahre andauernden Amtszeit von Trainer Aito Garcia Reneses haben die Berliner damit vier von fünf möglichen Finals erreicht – und alle vier verloren. 

 Albas Manager Marco Baldi hatte eine mögliche Schwäche der Spanier im mentalen Bereich ausgemacht. Viele Spieler von Valencia waren schon vor zwei Jahren dabei, als das Team im Eurocup-Finale gegen Malaga trotz eines Auftaktsieges und des Heimvorteils noch verlor. Alba müsse in die Köpfe des Gegners kommen, diesen verunsichern und Erinnerungen an 2017 wachrufen, sagte Baldi und anfangs sah es aus, als würde dieser Plan aufgehen. Denn Alba startete perfekt ins Spiel. 

 Martin Hermannsson traf einen Sprungwurf aus der Halbdistanz, Dennis Clifford bereitete einfache Punkte von Peyton Siva mit einem Block vor, dann waren Rokas Giedraitis, Dennis Clifford und wieder Siva an der Reihe. Vier der fünf Alba-Spieler hatten sich schon auf dem Videowürfel verewigt, bevor Valencia zum ersten Mal punktete. Nach dem 0:11-Start fingen sich die Spanier aber schnell. Angefeuert vom Publikum und inspiriert durch die Einwechslung von Center Bojan Dubljevic kam Valencia Punkt für Punkt näher. Besonders Matt Thomas traf aus der Distanz nach Belieben und Ende des ersten Viertels war noch genau ein Zähler von Albas einst so schöner Führung übrig. 

Tipps von Reneses bleiben wirkungslos

 Albas Trainer Aito Garcia Reneses versuchte seinem Team ein paar nützliche Tipps an die Hand zu geben, doch aus Berliner Sicht wurde es im zweiten Spielabschnitt nicht besser. Ganz im Gegenteil. Von Minute zu Minute verloren die Gäste mehr Sicherheit, bis sie irgendwann völlig konfus wirkten. Die Würfe fanden ihr Ziel nun nicht mehr und mit haarsträubenden Fehlern lud Alba die Spanier zu einfachen Körben ein. Zwischenzeitlich erzielte Valencia 26 Punkte, Alba deren fünf und so wurde aus der knappen Führung ein zweistelliger Rückstand. Dass dieser zur Halbzeit „nur“ 13 Punkte betrug und nicht noch deutlich katastrophaler ausfiel, hatte Alba zwei Dreiern von Siva und Giedraitis kurz vor Ende der Pause zu verdanken. Sivas Wurf zwei Meter hinter der Dreipunktelinie sah zwar nach einem gehörigen Maß an Verzweiflung aus, fand jedoch seinen Weg in den Korb. 

 Die Stimmung hatte sich schon das gesamte zweite Viertel hochgeschaukelt, in der Halbzeit waren die spanischen Fans bereits ziemlich siegessicher. Sie hielten ihre orangenen Tücher nach oben, sie sangen, sie klatschten und die Big Band auf der Tribüne begleitete das alles mit Pauken und Trompeten. 

 Gegen diese Stimmung, vor allem aber gegen den entschlossenen, erfahrenen und letztlich auch besseren Gegner fand Alba auch in der zweiten Halbzeit kein Mittel. Der Wille war den Berlinern nicht abzusprechen, sie kämpften, sie rannten, sie arbeiteten. Das Berliner Spiel wirkte allerdings weiter kopflos. Der erst vor einer Woche zum besten Spieler des Eurocup gekürte Luke Sikma erwischte einen rabenschwarzen Tag und leistete sich untypische Ballverluste. Niels Giffey fand ebenso nicht ins Spiel wie sein Nationalmannschaftskollege Joshiko Saibou oder der isländische Guard Martin Hermannsson. Die Center waren gegen Dubljevic machtlos und in der Offensive hielten einzig Siva und Giedraitis nennenswert dagegen. So viele spielerische Ausfälle sind in einem Finale kaum zu kompensieren, erst recht nicht von einem Team wie Alba, das von seiner Ausgeglichenheit lebt. 

 Bereits gegen Ende des dritten Viertels baute Valencia seinen Vorsprung auf mehr als 20 Punkte aus und die Party in der Halle war in vollem Gange. Auch die Alba-Fans hoch unter der Hallendecke wussten, dass in diesem Finale nichts mehr zu holen sein würde. Dennoch ließen sie noch ein Mal von sich hören und feierten ihr Team – nicht für dieses schwache Spiel, sehr wohl aber für die exzellente Eurocup-Saison. 

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