In München hat der Prozess gegen Jennifer W. begonnen. Sie soll im Sommer 2015 ein fünfjähriges jesidisches Mädchen im Irak versklavt und verdurstet lassen haben.
© Foto: Peter Kneffel
Vor
dem Oberlandesgericht München hat der Prozess gegen
eine mutmaßliche Anhängerin der Terrormiliz “Islamischer
Staat” im Irak begonnen. Die Bundesanwaltschaft wirft einer 27-jährigen Frau aus Niedersachsen Kriegsverbrechen, Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen
Vereinigung im Ausland vor. Nach Angaben ihrer Anwältin Seda Basay-Yildiz will die Angeklagte sich vorerst nicht zu
den Vorwürfen äußern.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft zog die Frau 2014 in den Irak, um sich dem IS anzuschließen. Dort soll sie als
Mitglied der Religions- und Sittenpolizei Hisba durch Parks von Mossul
und Falludscha patrouilliert haben, um Frauen einzuschüchtern, die sich
nicht an die vom IS verhängten Verhaltens- und Kleidervorschriften
hielten.
Im Sommer 2015 soll sie gemeinsam mit ihrem irakischen Mann, den sie nach islamischem Recht
geheiratet hatte, ein kleines Mädchen aus einer Gruppe jesidischer
Kriegsgefangener als Sklavin gekauft haben. Weil das fünf Jahre alte
Kind ins Bett gemacht hatte, soll der Mann es zur Strafe bei 45 Grad Celsius angekettet haben. Es verdurstete. Die Staatsanwaltschaft wirft der Deutschen nun Mord durch Unterlassen vor.
Prozess nach Anklageverlesung unterbrochen
Nach der Verlesung der Anklage wurde der Prozess bis zum 29. April unterbrochen. Zur Begründung sagte der Vorsitzende Richter, dass die Bundesanwaltschaft neue Unterlagen eingereicht habe, die nun geprüft werden sollten. Nach Angaben der Anklagebehörde geht es dabei um zusätzliches belastendes Material. Erst nach Erhebung der Anklage konnte sicher bewiesen werden, dass das Kind Jesidin war. Außerdem sei erst danach die Mutter des Kindes ermittelt und vernommen worden.
Nach Angaben der jesidischen Organisation Yazda ist der Münchner Prozess die weltweit erste Anklage wegen Straftaten von IS-Mitgliedern gegen die religiöse Minderheit der Jesiden. Die Jesidin und Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad nannte das Verfahren einen großen Moment für alle jesidischen
Überlebenden. “Jeder Überlebende, mit dem ich gesprochen habe, wartet
auf ein und dieselbe Sache: Dass die Täter für ihre Taten gegen die
Jesiden, insbesondere gegen Frauen und Kinder, verfolgt und vor Gericht
gestellt werden.”
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