/Bundesliga: Das Spitzenspiel ist ausgefallen

Bundesliga: Das Spitzenspiel ist ausgefallen

Die erste gute Aktion war wie das gesamte Spiel eine Art Täuschung:
Über Jacob Bruun Larsen und Marco Reus drang Dortmund in den Strafraum,
Mo Dahoud kam zum Schuss und traf den Pfosten. Nur knapp daneben. Das
ging viel zu schnell für die Bayern-Abwehr, die noch im
Heidenheim-Modus, also nicht vorhanden war. Doch dieser Spielzug, der
beste im ganzen Spiel, täuschte über die wahre Stärke der Dortmunder
hinweg. Er sollte nämlich ihr einziger Angriff bleiben.

Man
hatte ein großes Duell erwartet.
Sieben Jahre mussten die
Bundesliga-Fans darauf warten, dass sich die beiden größten deutschen
Vereine kurz vor dem Saisonende auf tabellarischer Augenhöhe begegnen.
Doch das Spitzenspiel fiel aus, denn da gehören zwei dazu. Der BVB kam
als Spitzenreiter – und ging als Zwerg. 5:0 verlor er, um kein Tor zu
hoch, schon zur Halbzeit führte Bayern 4:0.

Waren
die Bayern so stark oder die Dortmunder so schwach? Der zweite Teil
dieser Frage lässt sich sehr leicht bejahen. Die Borussia, unterstützt
von einer großen und lauten Fan-Schar, irritierte Freund und Feind mit
einer blassen Aufführung, wie man sie von ihr nicht für möglich gehalten
hatte und die Marco Reus für “nicht würdig” erklärte.

Mitleid mit Borussia

Fast
mitleiderregend war etwa die Hilflosigkeit, mit der die BVB-Elf die
vielen Standardsituationen der Bayern über sich ergehen lassen musste.
Fast jede Ecke in der ersten Halbzeit verursachte große Gefahr für
Dortmund. Das erste Tor durch Mats Hummels fiel auf diese Weise, das
dritte durch einen Nachschuss von Javi Martínez, zuvor war die
BVB-Abwehr unaufmerksam bei einem schnellen Freistoß.

Das
zweite Tor entsprang einem Fehler, den man selbst ein, zwei, drei,
viele Klassen tiefer selten sieht. Der 19-jährige Dan-Axel Zagadou
passte den Ball zu Robert Lewandowski, obwohl der den Dortmunder in
diesem Moment gar nicht unter Druck setzte. Der Torjäger musste nur noch
am Keeper vorbei, sein Schuss rollte an den Innenpfosten und ins
leere Tor.

Die Dortmunder fanden auf nichts eine Antwort

Spätestens
nach vierzig Minuten, nach dem 3:0, war das Spiel entschieden. Es war nämlich nicht
nur das Ergebnis, das alle Dortmunder Anhänger erschrecken ließ, sondern
die Tatsache, dass ihre Mannschaft auf nichts eine Antwort fand. Was
selbst Heidenheim und Freiburg zuletzt geschafft hatten, die
Bayern-Defensive in Unordnung zu bringen, gelang ihm nicht mal im
Ansatz. Auch in der zweiten Halbzeit war nicht ein Funken Trotz oder
Stolz spürbar, wenigstens noch mal ein Lebenszeichen zu senden. Als wäre
es der HSV in Schwarz-Gelb.

Kein Spieler war der Sache gewachsen. Jadon Sancho brachte nichts
zustande. Thomas Delaney und Axel Witsel biederten rum, Mo Dahoud gelang
nichts. Łukasz Piszczek hätte die Ecke zum 1:0 verhindern können, das
anschließende Kopfballduell mit Hummels verlor er. Abdou Diallo konnte
Serge Gnabry meist nicht folgen. Reus mag über sehr viel Talent
verfügen, aber es war nicht das erste Spiel gegen Bayern, in dem er
keine Wirkung entfachte.

Auch Lucien Favre muss sich Fragen gefallen lassen: Warum
brachte er, statt Marius Wolf, Piszczek nach zweimonatiger
Verletzungspause? Wieso spielte Dahoud, wo der Trainer in der Rückrunde
bislang auf Mario Götze gesetzt hatte. Im wichtigsten Spiel saß der
auf der Bank. Diese verkopfte Idee erinnerte an das Hinspiel, als Favre
Julian Weigl erstmals aufstellte und Dahoud, der bis dahin eine
zentrale Rolle gespielt hatte, draußen ließ. Auch das ging daneben. Erst
durch Favres Korrektur gewann Dortmund.

Vor
allem: Warum verzichtete der BVB, wenn die Bayern den Ball hatten, auf
jeglichen Versuch, ihn mal weiter vorn zu erobern, also “hoch” zu
verteidigen, wie man das heutzutage eigentlich so macht? Warum zog sich
Favres komplette Mannschaft stets weit an den eigenen Strafraum zurück?
Kein Pressing, im Gegensatz zu den Bayern.

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