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Rami Malek: Meister der Stimme

Millionen
von Kinozuschauern haben ihn als Freddie Mercury gesehen, Millionen von
Fernsehzuschauerinnen mitgefiebert, als er den Oscar als
bester Hauptdarsteller gewann. Und nun scheint Rami Malek plötzlich
verschwunden zu sein. Keine Hauptrollen, die medienwirksam angekündigt wurden.
Nur ein unbestätigtes Gerücht, dass er möglicherweise der nächste
Bond-Bösewicht werden könnte. Und eine bestätigte Voiceover-Rolle als Äffchen
Chee-Chee in der Neuverfilmung von Dr.
Dolittle
im kommenden Januar.

Wer Neues
von Rami Malek erfahren will, kann ihn aber hören: Sein Podcast Blackout, ein Hörspiel im Serienformat, wurde
Ende März veröffentlicht, fast ohne Werbekampagne, begleitet nur durch wenige Radiointerviews.
Malek verkörpert darin einen Radio-DJ in einer Kleinstadt im Nordwesten der
USA, in der eines Tages der Strom ausfällt. Abgeschnitten vom Rest der Welt –
Internet, Telefon, Fernseher funktionieren nicht mehr – versucht seine Figur
eine alte Sendestation zu reaktivieren und darüber sowohl die eigene Familie
als auch die kleine Gemeinde zusammenzuhalten und herauszufinden, was
eigentlich passiert ist.

Nun sind
zwar Podcasts das Medienphänomen der Stunde, der Sprung vom Oscarglamour zur
Hörspielunsichtbarkeit erscheint trotzdem unverhältnismäßig groß. Doch diese
Art von Zurückhaltung bei der Karriereplanung scheint typisch zu sein für den
37-Jährigen. Auch auf den Emmy, den er für seine Rolle als Hacker Elliot in der
Fernsehserie Mr. Robot
erhalten hatte, reagierte er mit Zurückhaltung. Als nächsten
Part wählte er damals ebenfalls eine “unsichtbare”
Rolle: die des nicht mehr ganz jungen, strauchelnden Serienautors in der
Netflix-Animationsserie BoJack Horseman,
der seine Projektvorschläge aus Sorge, dass “die Regierung mitliest”,
nicht per Mail verschickt, sondern nur persönlich übergibt.

Hypnotisierender Effekt

Malek liegt
die Arbeit mit der Stimme – das zeigt sich nicht nur aktuell im Podcast Blackout, dessen Rolle er sich auf den
Leib hat schreiben lassen; sein markantes Timbre ist auch das, was sich von
seinem Hacker Elliot in Mr. Robot zuvorderst
einprägt.

In Sam Esmails Serie spielt Malek einen schwierigen, ausgesprochen introvertierten
Charakter, der in vielem das glatte Gegenteil zum flamboyanten Freddie Mercury
darstellt. Elliot ist einerseits ein genialer Hacker, der sich in der digitalen
Welt mit Gewandtheit und Gerissenheit bewegt und nur wenig Grenzen kennt,
andererseits ist er ein psychisch und mental äußerst labiler junger Mann, der
von Ängsten und Zwangsvorstellungen verschiedener Art gequält wird.

Aus dem Off
kommentiert dieser Elliot das Geschehen von Mr.
Robot
, in dem er zwischen die Fronten verschiedener Netzrebellen und -attentäter gerät, wobei er den Zuschauer als Eingeweihten direkt anspricht. Man
fühlt sich auf seine Seite gezogen, nicht zuletzt durch Maleks
zögerlich-monotone Stimmmodulation, von der etwas Hypnotisierendes ausgeht. Von
diesem Zauber muss man sich als Zuschauerin immer wieder aufs Neue befreien,
denn Elliot erweist sich ein ums andere Mal als ausgesprochen unzuverlässiger
Erzähler. Die Dinge sind nie ganz so, wie er sie aus seiner Perspektive
darstellt, obwohl seine Wahrheit oft als die überzeugendere erscheint.

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