Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr sollen sich künftig von Militärrabbinern betreuen lassen können. “Nach rund 100 Jahren sollen wieder Militärrabbiner in deutschen Streitkräften Dienst tun”, teilte das Verteidigungsministerium mit. Dazu solle ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden ausgehandelt werden.
“Es erfüllt mich mit Dankbarkeit und auch Demut, dass Frauen und Männer jüdischen Glaubens in unserer Bundeswehr dienen”, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der Mitteilung zufolge. Jeder Soldat habe den Anspruch auf “ungestörte Religionsausübung und Seelsorge”. Dies gelte selbstverständlich auch für jüdische und muslimische Soldaten.
Der Zentralrat der Juden soll laut Ministerium Kandidaten vorschlagen, die Bundeswehr wählt aus. Die Seelsorger sollen bei Bedarf auch in die Einsatzgebiete der Bundeswehr reisen. Daher werde es auch eine Sicherheitsüberprüfung bei der Auswahl der Rabbiner geben. Die “fachliche Aufsicht über das theologische Wirken” solle beim Zentralrat liegen, die Dienstaufsicht bei der Bundeswehr. Zu Beginn sei eine niedrige einstellige Zahl an Geistlichen geplant, um Erfahrungen zu sammeln. Ein konkreter Zeitpunkt wurde nicht genannt.
Zentralratspräsident Josef Schuster begrüßte die Pläne. “Die Berufung von Militärrabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinschaft in die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft”, teilte er mit.
Etwa 300 Soldaten jüdischen Glaubens in der Bundeswehr
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen künftig auch muslimische Seelsorger in der Bundeswehr aktiv werden. Einen Staatsvertrag dafür werde es aber nicht geben, da eine zentrale und repräsentative muslimische Institution als Vertragspartner fehle. Das Ministerium schätzt die Zahl der jüdischen Bundeswehrsoldaten auf etwa 300 und jene der muslimischen auf rund 3.000.
Die großen christlichen Kirchen stellen schon seit Jahrzehnten Militärseelsorger für die Bundeswehr. Dies ist ebenfalls in einem Staatsvertrag mit den Kirchen geregelt. Bei Einführung der Militärseelsorge Ende vor etwa 60 Jahren gehörten nach
Ministeriumsangaben rund 98 Prozent der Soldaten einer christlichen
Kirche an. Heute sei es nur noch etwa die Hälfte. In der Bundeswehr
gebe es derzeit schätzungsweise 53.000 Protestanten und 41.000
Katholiken. Die Soldaten sind allerdings nicht zur Angabe ihrer
Konfession verpflichtet.
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