Gomringer, Gomringer. Geübte Zeitungsleser kennen diesen Namen noch aus dem vorigen Frühjahr, als ein vermeintlich sexistisches Gedicht von der Fassade einer Berliner Hochschule entfernt werden sollte. Allein: Dabei handelte es sich um ein Werk von Eugen Gomringer, Begründer der konkreten Poesie und Vater der Lyrikerin Nora Gomringer, um die es hier gehen soll. Am 2. April gastieren Nora Gomringer und der Jazz-Schlagzeuger Philipp Scholz im Literaturhaus, mit einem Abend über Dorothy Parker. Warum?
ZEIT ONLINE: Wie haben Sie Ihr Interesse für Dorothy Parker entdeckt?
Nora Gomringer: Meine kluge Mutter hat mir mitten in der Pubertät die “New Yorker Geschichten” in die Hand gedrückt. Ich bin damals in jeder freien Minute nach New York gereist, um meinen Bruder in Manhattan zu besuchen. Meine Facharbeit zum Abitur war dann eine Inszenierung von Parker-Texten auf der Theaterbühne. Sie begleitet mich schon lange.
ZEIT Online: Falls das hier jemand liest, der den Namen noch nie gehört hat: Wer ist Dorothy Parker?
Gomringer: Die Autorin Dorothy Parker hat es mit ihrem gefühlten Dilemma – zu trinken wie ein Mann, zu fühlen wie eine Frau – zu hintergründigem Weltruhm gebracht: als Lyrikbestsellerin, Oscar-Nominee und politische Aktivistin. Wer sie noch nicht kennt, hat ein facettenreiches Werk zu entdecken: heiter, bitter, melancholisch, zwischen Krieg und Frieden mit der Welt und mit sich. Außerdem liebte sie Hunde.
ZEIT ONLINE: Welche Zeilen von Dorothy Parker würden Sie gern, wenn sich die Gelegenheit ergibt, auf eine Hamburger Hauswand schreiben lassen?
Gomringer: Oh, es ist so leicht, nett zu Menschen zu sein, bevor man sie liebt. Der Satz stammt aus der Kurzgeschichte “Ein Telefonanruf”.
ZEIT ONLINE: Es gibt unfassbar viele Autorinnen und Autoren, manche sind nicht mehr am Leben, andere schon, und ständig kommen neue dazu. Warum lohnt es sich, ausgerechnet Dorothy Parker zu lesen?
Gomringer: Das muss jeder für sich rausfinden. Ich kann nur sagen, dass die Parker-Rezeption eben auch mein Schreiben durchdringt. Und wenn man genau hinschaut: fast jeden Film Woody Allens, der in NYC spielt! Philipp Scholz und ich haben Songs aus ihren Gedichten und den genialen Übersetzungen Ulrich Blumenbachs gemacht. Unsere CD addiert dem Oeuvre eine swingende Hommage an das lyrische Werk der Autorin.
ZEIT ONLINE: Spielt es bei all diesen Überlegungen für Sie eine Rolle, dass Dorothy Parker eine Frau war und kein Mann?
Gomringer: Doch. Das ist eine durch und durch weibliche Vita, die in ihrer Zeit steht und doch außergewöhnlich ist. Das spiegelt sich im Element der Jazzsongs wieder, die wir aufgenommen haben.
ZEIT ONLINE: Spielt es eine Rolle, dass Sie auch eine Frau sind und kein Mann?
Gomringer: Ich kenne in der Tat wenige Männer, die sich Parker auf ihre “Fahnen” schreiben. Aber wir merken, dass unsere Konzerte das Werk auch für Männer verführerisch werden lassen. Sie ist halt auch sehr, sehr lustig.
ZEIT ONLINE: Was konkret würden Sie sich gern von Dorothy Parker abschauen, gern klauen (oder haben es schon getan)?
Gomringer: Ich hätte gerne so eine anregende Mittagsrunde mit anderen Literaten wie sie damals im Algonquin Hotel. Außerdem würde ich wohl auch meinen Wellensittich “Onan” nennen nach dem, der seinen Samen weit ausschüttet. Hihi.
ZEIT ONLINE:Wie kam das Schlagzeug in den Abend?
Gomringer: “Peng Peng Parker” ist unser zweites Projekt, das auf dem Gedanken der Aufführung von rezitierten Texten mit Musik basiert. Es ist gleichzeitig meine erste Gesangs-CD. Wenn man hinhört, hört man auch ein Piano! In Hamburg werden Philipp Scholz und ich ergänzt von Pianist Philip Frischkorn, der Scholz’ Kompositionen spielt.
Hits: 6



















