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Hertha gerät unter die Räder

Nach einer gespielten Stunde saß Hertha-Trainer Pal Dardai am Rande auf der Trainerbank und kniff seine Lippen zusammen. Er war bedient. 0:5 stand es gegen seine Mannschaft und das Schlimmste schien noch nicht überstanden. Im Top-Spiel der Bundesliga hatte seine Mannschaft gerade in acht Minuten drei Gegentore kassiert. Noch nie war seine Mannschaft in seiner Amtszeit als Cheftrainer von Hertha BSC derart unter die Räder geraten. Wohin sollte das hier noch führen?

Eine halbe Stunde später kam der Abpfiff einer Erlösung gleich. Es blieb vor 41 939 Zuschauern in der Leipziger Arena beim 0:5 (0:2). Die Klatsche beim Tabellendritten RB Leipzig ist für die Berliner nicht nur die höchste Niederlage der Saison, sondern auch die dritte Niederlage in Folge, ein Novum in der bisherigen Spielzeit. Für die Mannschaft von Pal Dardai dürfte es in den verbleibenden sieben Spielen nur noch darum gehen, irgendwie den neunten Tabellenplatz zu erobern. Ein einstelliger Tabellenplatz ist das Saisonziel. Das zu erreichen, dürfte noch schwer genug werden.

Auf Seiten der Berliner kam es in der Startelf im Vergleich zum Spiel gegen Dortmund vor zwei Wochen nur einen Wechsel. Für den gesperrten Jordan Torunarigha lief Fabian Lustenberger auf, der die Dreier-Abwehrkette um Karim Rekik und Niklas Stark organisieren sollte. Aber was heißt schon organisieren, wenn die Leipziger zur Attacke geblasen hatten?

Die Mannschaft von Ralf Rangnick agierte vom Anpfiff weg außerordentlich druckvoll. Mit drei, vier Spielern liefen die Gastgeber die Berliner ganz hoch an, die damit ihre liebe Mühe hatte. Ein Spielaufbau war so gar nicht erst möglich. Die Dreierkette der Berliner wurde oft genug zur Fünferkette, weil Leipzig ein klares Übergewicht in Sachen Ballbesitz hatte und immer wieder den Weg zum gegnerischen Tor suchte.

Nach einer Viertelstunde musste Hertha dem Dauerdruck ein erstes Mal nachgeben. Nach einem Steilpass von Kevin Kampl kam auf Höhe des Elfmeterpunktes Emil Forsberg zum Schuss. Der Schwede erzielte das 1:0.

Die Leipziger waren läuferisch und spielerisch den Berlinern um Längen überlegen. Entweder kamen die Berliner einen Schritt zu spät, weil sie zu oft auch zu weit weg standen von ihren Gegenspielern. Dem lustvollen Spiel der Gastgeber hatten die Berliner an diesem Tag herzlich wenig entgegenzusetzen. Sie wirkten phasenweise überfordert. Vor allem in der Defensive hatte Hertha allerlei Probleme mit den schnellen Stürmern der Leipziger, mit Yussuf Poulsen und Timo Werner.

Die beiden Spieler waren es auch, die das Ergebnis nach einer knappen halben Stunde auf 2:0 stellten. Poulsen erzielte es nach Vorarbeit von Werner. Dem vorausgegangen war ein Patzer von Lustenberger, der den Ball zentral vor dem eigenen Tor verlor. Einzig Niklas Stark hatte in der ersten Halbzeit einen deutlicheren Rückstand verhindern können, der wiederholt Leipziger Chancen entschärfte.

Das Debakel nimmt seinen Lauf

Offensiv fanden die Berliner so gut wie nicht statt. Vor allem das zentrale Mittelfeld der Berliner um Ondrej Duda, Arne Maier und Marko Grujic konnte das druckvolle Passspiel der Leipziger nicht unterbinden und fand daher nie wirklich Zugriff auf das Spiel.

Aus Berliner Sicht änderte sich das Bild im zweiten Abschnitt nicht. Zunächst konnte Torwart Rune Jarstein einen Schuss von Werner parieren, dann klärte Maier nach der folgenden Ecke auf der Torlinie. Doch dann war es passiert. Poulsen erzielte nach Vorarbeit von Forsberg das 0:3. Und da war noch eine halbe Stunden zu spielen, Hertha drohte unter die Räder zu geraten. Und das passierte dann auch.

Herthas Trainer Dardai reagierte und brachte Lukas Klünter für Lustenberger. Doch stabiler wurden die Berliner dadurch nicht. Im Gegenteil. Nur eine Minute später erzielte Poulsen mit seinem dritten Treffer des Tages das 4:0 für die Leipziger. 60 Sekunden später stand es sogar 0:5, Haidara Amadou hatte getroffen.

Dann ließen es die Leipzig gut sein. Rangnick nahm seine Torschützen Poulsen und Forsberg vom Feld und schonte sie für weitere Aufgaben. Das Spiel hier war gelaufen und entschieden. Herthas Torhüter Jarstein hielt noch ein, zwei Bälle. Dann war – aus Berliner Sicht – endlich Schluss.

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