Zehntausende Menschen haben am sechsten Freitag in Folge in Algerien gegen die politischen Eliten des Landes protestiert. Sie fordern einen grundlegenden Wandel.
29. März 2019, 14:44 Uhr
In Algerien haben am
sechsten Freitag in Folge Zehntausende Menschen gegen Präsident
Abdelaziz Bouteflika protestiert. In der Hauptstadt Algier und an
anderen Orten forderten sie in Sprechchören den Rücktritt des
Staatschefs und der führenden Elite sowie eine Reform des politischen
Systems.
Das algerische
Militär hatte Anfang der Woche gefordert, Bouteflika für
amtsunfähig zu erklären. Das ist nach Artikel 102 der Verfassung
aus gesundheitlichen Gründen möglich. Auch Bouteflikas Partei FLN
hat ihre Unterstützung der Proteste bekundet. Die Opposition warnte
dagegen vor einem Putschversuch der Armee und forderte weitreichende
Reformen. Eine Absetzung des Präsidenten sei nicht ausreichend.
Auch zahlreiche
Demonstranten lehnen eine Absetzung des Präsidenten über Artikel
102 ab. Sie werfen der politischen Elite des Landes vor, ihren
Zugriff auf die Macht erhalten zu wollen und fordern einen
Systemwechsel.
Der 82-jährige
Staatschef tritt seit einem Schlaganfall vor sechs Jahren kaum noch
in der Öffentlichkeit auf. Bouteflika kann kaum noch sprechen,
Kritiker halten ihn nur noch für eine Marionette des Militärs und
der Parteieliten. Die Ankündigung Bouteflikas, für eine fünfte
Amtszeit zu kandidieren, hatte die Proteste ausgelöst. Sie gingen
auch weiter, als der Präsident auf die Kandidatur verzichtete,
gleichzeitig aber die Wahl verschob.
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