Strohhalme aus Plastik sollen bald der Vergangenheit angehören: Die große Mehrheit der Abgeordneten im Europaparlament stimmte am
Mittwoch in Straßburg für ein Verbot von Einwegprodukten aus Plastik. 560 Angeordnete stimmten dafür;
35 votierten dagegen, 28 Abgeordnete enthielten sich.
Die Richtlinie soll dazu beitragen, dass die Meere weniger vermüllt werden. Vom europäischen Markt
verschwinden sollen ab 2021 zunächst nur Produkte, für die es bereits
Alternativen gibt. Dazu gehören unter anderem Plastikteller
und -besteck sowie Strohhalme, Luftballonstäbe und Wattestäbchen aus
Kunststoff. Auch Behälter und Becher aus aufgeschäumtem Polystyrol
sollen verbannt werden, ebenso Produkte aus sogenanntem
oxo-abbaubarem Kunststoff, weil das Material in Mikroplastik zerfällt und Umwelt und Gesundheit belasten kann.
Die Neuregelung schreibt
außerdem vor, dass bis 2029 mindestens neun von zehn Plastikflaschen
getrennt gesammelt und recycelt werden müssen. Zudem wird festgelegt,
dass neu verkaufte Plastikflaschen bis 2025 zu mindestens 25 Prozent aus
recyceltem Material bestehen müssen.
Zudem sollen die
Hersteller verpflichtet werden, sich an den Kosten von
Reinigungsaktionen, etwa an Stränden, zu beteiligen. Dies gilt
insbesondere für die Tabakindustrie, da zahlreiche Zigarettenfilter in
der Umwelt landen. Auch für angespülte Fischfangnetze sollen die neuen
Vorschriften gelten.
Mitgliedsstaaten müssen noch zustimmen
EU-Unterhändler
hatten sich bereits im Dezember auf das Verbot geeinigt. Formell müssen
nun noch die Mitgliedstaaten die neuen Regeln verabschieden, bevor sie
in etwa zwei Jahren in Kraft treten.
Hintergrund ist die enorme Menge an Plastikmüll, die in den Meeren treibt. Nach Erhebungen der Brüsseler Kommission fallen in der EU jährlich 26 Millionen Tonnen davon an. Mit 37,4 Kilo pro Einwohner produziert Deutschland davon deutlich
mehr als der EU-Durchschnitt (31,1 Kilo pro Einwohner). EU-weit wird derzeit weniger als ein Drittel des entsorgten Plastiks recycelt. Der Rest wird verbrannt oder eingelagert. Nicht ordnungsgemäß entsorgter Plastikmüll
landet zum Großteil im Meer.
Einer Studie des US-Wissenschaftsmagazins Science zufolge sind das jährlich rund acht Millionen Tonnen. Laut
EU-Kommission bestehen 85 Prozent des Mülls in den Meeren aus Plastik. Die Hälfte davon sind demnach Einwegprodukte, ein Viertel stammt von Fischern. Experten befürchten, dass es 2050 mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren geben könnte. Schon heute ist die Lage dramatisch: Der Müll kann für viele Tieren gefährlich werden, weil sie sich etwa darin verheddern oder
es mit Nahrung verwechseln. Über den Verzehr von Meerestieren kann der
Kunststoff letztlich auch in den menschlichen Körper gelangen.
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