Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt langsam Hilfe für die vom Zyklon Idai verwüsteten Länder. Die Vereinten
Nationen und zahlreiche einzelne Staaten haben Mosambik, Malawi und Simbabwe Millionensummen zugesagt. Das Ausmaß der Schäden ist jedoch immer noch
nicht absehbar. Mosambiks Präsident Filipe Nyusi hatte am Montag gewarnt, es könne mindestens 1.000 Tote geben. Das Rote Kreuz rechnet mit bis zu 200.000 zeitweise obdachlosen Menschen.
Die mosambikanische Hafenstadt Beira wurde als Erstes vom Zyklon getroffen. Die 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner brauchen Nahrung, Treibstoff und Medizin. Idai traf die zweitgrößte Stadt des Landes in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 160 Kilometern pro Stunde. Es folgten Sturmfluten und Überschwemmungen. Weil es immer noch regnet, steigen die Flusspegel weiter an. Am Flughafen von Beira sitzt Joseph Kamara, Regionaldirektor für die Hilfsorganisation World Vision. Er arbeitet seit vielen Jahren in Mosambik. Sein Empfang ist sehr schlecht, immer wieder setzt das Telefonat aus.
ZEIT ONLINE: Herr Kamara, die Bilder aus Beira zeigen überflutetes Land und Menschen, die auf Dächer geflüchtet sind. Wie erleben Sie die Lage?
Joseph Kamara: 90 Prozent der Infrastruktur in Beira ist teilweise oder total zerstört. Brücken sind kaputt, Straßen überschwemmt, Häuser ohne Dächer. Der Flughafen ist der einzige trockene Ort hier. Außerhalb des Flughafens gibt es keinen Strom, auch funktionieren sonst keine Telefone oder das Internet. Gerade regnet es nicht, nachher soll es aber wieder anfangen.
ZEIT ONLINE: Wie geht es den Menschen außerhalb von Beira?
Kamara: Wenn Sie mit dem Flugzeug über das Land fliegen, sehen Sie: Überall ist Wasser. Wir haben ein Team in die ländlichen Gebiete geschickt, um der Bevölkerung dort zu helfen, es ist aber noch nicht zurück. Die Menschen brauchen Strom, Wasser, Essen und ein Dach über dem Kopf. Die Lebensmittelpreise steigen gerade. Ich habe 25 Dollar für Pommes und Eier bezahlt – das kostet normalerweise zwischen drei und fünf Dollar. Wir müssen in den nächsten Wochen mit einem Ausbruch von Krankheiten wie Cholera oder Malaria rechnen, die durch länger stehendes Wasser begünstigt werden.
ZEIT ONLINE: Stürme und Überschwemmungen bringen immer wieder Tod und Verwüstung nach Mosambik. Woran liegt das?
Kamara: Viele Orte im Land, wie beispielsweise Beira, liegen nur wenige Meter über dem Meeresspiegel.
Gut 700 Kilometer südlich von Beira in Mosambiks Hauptstadt Maputo sitzt der Unicef-Sprecher Daniel Timme. Morgen wird auch er nach Beira fliegen.
ZEIT ONLINE: Herr Timme, wie helfen Sie den Menschen vor Ort?
Daniel Timme: Es geht darum, Menschen zu retten. Die Fluten fließen gerade nicht ab, weil der Regen immer noch sehr stark ist und schon weitere Unwetterwarnungen herausgegeben wurden. Flussaufwärts wird außerdem viel Wasser von Dämmen aufgehalten. Es ist so viel, dass man es wahrscheinlich ablassen muss. Die Regionen Beira und Buzi sind am schlimmsten betroffen. Die Leute retten sich auf Bäume, das Wasser steht zum Teil acht Meter hoch.
ZEIT ONLINE: Die Regierung hat den Notstand ausgerufen. Viele Länder senden Hilfsgüter, die Vereinten Nationen haben 20 Millionen Dollar freigegeben. Was muss noch passieren?
Timme: Die Rettungsteams treffen schon teilweise ein, aber da muss noch viel mehr gemacht werden. Die Menschen müssen mit Trinkwasser versorgt werden – verunreinigtes Wasser
ist besonders für Kinder eine große Gefahr. Auch Zelte als Unterkunft und die medizinische Versorgung müssen bereitgestellt werden. Hier ist ein riesiges Gebiet überschwemmt. Das reicht bis zu 450 Kilometer südlich von Beira, nach Norden hin bis nach Malawi und nach Westen hin bis nach Simbabwe und darüber hinaus. Das ist kaum zu erfassen.
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