“Es gibt nichts zu bereden”, sagt der Imam mit jener typischen Rötung auf
der Stirn, wie sie bei regelmäßiger Verrichtung des muslimischen Gebets entsteht. Ein älterer
Moscheegänger mit dichtem Bart sagt: “Alles, was wir wollen, ist Frieden.” Weizhou, eine
Kleinstadt in der Provinz Ningxia, gut tausend Kilometer westlich von Peking. Vor 1500 Jahren
ließen sich hier entlang der alten Seidenstraße arabische und persische Händler nieder. Ihre
Nachfahren sind die Angehörigen der Hui, der zweiten großen muslimischen Minderheit in China
neben den Uiguren. Anders als diese sprechen die Hui keine eigene Sprache, sondern Mandarin.
Zehn Millionen Hui leben heute im ganzen Land, weitgehend friedlich in die
Mehrheitsgesellschaft integriert. Doch inzwischen sind auch sie betroffen von den Spannungen
zwischen den Uiguren und der chinesischen Regierung. Seit Anfang 2017 hält der Staat
schätzungsweise eine Million Uiguren in Umerziehungslagern fest, weil er sie als Islamisten
verdächtigt. In vielen Regionen Chinas werden Moscheen abgerissen und Minarette entfernt.
Metzgereien dürfen ihre Ware nicht mehr mit den arabischen Schriftzeichen für “halal”
etikettieren, Läden den Koran nicht mehr verkaufen.
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