Der US-Flugzeughersteller Boeing rät nach dem Absturz einer Boeing 737
Max 8 zu einem vorübergehenden Startverbot für weltweit alle Flugzeuge der 737-Max-Reihe. Eine
entsprechende Empfehlung sei an die US-Luftfahrtbehörde FAA gegangen, teilte das Unternehmen mit. Betroffen sei “die gesamte weltweite Flotte von 371 737-Max-Flugzeugen”.
Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, hieß es weiter. “Boeing hat weiterhin
volles Vertrauen in die Sicherheit der 737 Max.” Der US-Konzern sicherte
zu, man unternehme alles, um der Ursache für den Absturz in Äthiopien
und den einer baugleichen Maschine in Indonesien knapp fünf Monate zuvor
auf den Grund zu gehen. Boeing werde alles unternehmen, dass solche
Vorfälle künftig nicht mehr vorkämen.
Auch USA sperren Luftraum für Boeing 737 Max
Kurz zuvor hatten nach den
EU-Staaten und zahlreichen anderen Ländern auch die USA ein Startverbot
für Maschinen der Boeing-737-Max-Reihe erlassen. Alle diese Maschinen
müssten mit sofortiger Wirkung am Boden bleiben, sagte US-Präsident
Donald Trump. Zuletzt hatte auch Kanada ein Flugverbot für alle Boeing der
737-Max-Reihe verhängt.
Die 737 Max ist ein neues Modell des US-Flugzeugherstellers, das erst seit 2017 ausgeliefert wird. Die Maschine der Ethiopian Airlines war am Sonntag kurz nach dem Start aus bislang ungeklärten Gründen abgestürzt. Dabei starben 157 Menschen. Ende Oktober 2018 war auch in Indonesien eine 737 Max 8 verunglückt, dabei kamen 189 Menschen ums Leben.
Wie die New York Times berichtete, gab es bei der in Äthiopien verunglückten Boeing womöglich technische Schwierigkeiten. Kurz nach dem Start in der Hauptstadt Addis Abeba habe der Pilot “Probleme mit der
Flugsteuerung” an die Flugsicherung gemeldet, zitierte die Zeitung einen Sprecher der Ethiopian Airlines. Das deutet laut der Zeitung
darauf hin, dass die Crew im Cockpit entweder Probleme mit den
mechanischen Instrumenten zur Steuerung des Flugzeugs, mit den
Computersystemen oder mit beiden hatte. Der Sprecher sagte dem Bericht zufolge, der Tower habe dem Wunsch des Piloten stattgegeben, zum Flughafen zurückzukehren. Drei Minuten später stürzte die Maschine ab.
Blackboxes sollen in Europa ausgewertet werden
Bei dem Absturz in Indonesien vermuten die Experten, dass eine für den Flugzeugtyp entwickelte Steuerungssoftware eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte. In den USA gab es bereits im vergangenen Jahr zwei dokumentierte Berichte von Piloten über Unregelmäßigkeiten, die die Crews in der kritischen Startphase überrascht hatten.
Die Flugschreiber der verunglückten Ethiopian-Boeing sollen zur Analyse nach Europa und nicht wie eigentlich üblich ins Herstellerland USA geschickt werden, teilte die Fluggesellschaft mit. Die sogenannten Blackboxes zeichnen den Sprechfunk im Cockpit sowie alle Flugdaten auf, um die Unglücksursache klären zu können.
Norwegian will Entschädigung von Boeing
Die norwegische Billigfluggesellschaft Norwegian, die mit 18 betroffenen Jets eine der größten Max-8-Flotten außerhalb der USA besitzt, pocht bereits auf Schadenersatz. Die Kosten, die durch das vorübergehende europaweite Startverbot entstünden, müssten von denjenigen getragen werden, die die Flugzeuge hergestellt hätten, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Norwegian versuche, die Ausfälle mit anderen Flugzeugen, Umbuchungen und möglichst wenig Unzulänglichkeiten für die Passagiere aufzufangen. Nach Berechnungen des Analysehauses Bernstein verliert Norwegian jeden Tag mehr als 750.000 Euro, wenn die Max-Flugzeuge am Boden bleiben.
An den deutschen Flughäfen gab es am Mittwoch für die Passagiere nur
geringe Einschränkungen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt
waren von dem am Dienstag verhängten Flugverbot lediglich
zwei Flüge betroffen, in anderen Städten gab es gar keine Auswirkungen.
Nach Einschätzung von Experten sind derzeit ausreichend Ersatzflugzeuge
und Reserven vorhanden, sodass größere Störungen im Flugbetrieb
verhindert werden können.
Nachbesserungen werden Monate dauern
Die geplanten Nachbesserungen an der
Boeing-Modellreihe 737 MAX werden jedoch mehrere Monate dauern. Diesen Zeitrahmen
nannte der geschäftsführende Leiter der US-Luftfahrtbehörde FAA,
Dan Elwell, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Er wisse
nicht, wie lange das für die Flugzeuge des Typs verhängte
Flugverbot gelten werde, fügte er hinzu. Nach den Abstürzen war der Verdacht aufgekommen,
eine fehlerhafte Kontrollsoftware könne die Ursache sein. Boeing
hatte ein Software-Upgrade angekündigt, das in den kommenden
Wochen bei allen Maschinen aufgespielt werden solle.
Für den Boeing-Konzern könnte das Unglück weitaus mehr als nur eine Imagekrise
bedeuten. Die 737-Max-Serie ist der gefragteste Flugzeugtyp des
US-amerikanischen Airbus-Konkurrenten. Bei andauernden Problemen mit dem Kassenschlager könnten
massive Umrüstungskosten sowie Geschäftseinbußen drohen. Der Aktienkurs von Boeing fiel in den Tagen nach dem Unglück deutlich.
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