Die Royal Academy of Arts in London zeigt, was Nacktheit in der Renaissance bedeutete.
8. März 2019, 8:31 UhrEditiert am 8. März 2019, 8:31 Uhr
Erst in der Renaissance ist der nackte Körper wieder mehr als ein bloßes
Zeichen der Hinfälligkeit und der Scham, der Vergänglichkeit und der burlesken Armut. Die
Nacktheit zeigt sich nun nicht mehr vor allem am leidenden Jesus, der nach der Kreuzigung
hinauffährt ins Himmelreich und so erlöst wird von seinem gemarterten Leib. Wofür man sich
vormals genierte, wird jetzt gefeiert: Die Nacktheit ist mit dem Rückgriff auf antike
Vorbilder selbstbewusst und offensiv erotisch konnotiert, sie kann – wie in der berühmten
David-Statue von Michelangelo – politische Stärke symbolisieren, sie zeigt sich als
schwule Verführung, als heroische Manneskraft, sie präsentiert sich in androgynen Körperformen
und in lasziver Weiblichkeit. Was uns heute als besonders fortschrittlich erscheint und
irgendwie queer und wild und Geschlechtergrenzen sprengend, ist auch schon mehr als 500 Jahre
alte Kunstgeschichte.
Hits: 16