In 3,4 Sekunden sprintet das
Tesla Model 3 Performance auf 100 Kilometer pro Stunde. Und wenn die Autobahn frei ist, geht es
weiter bis zur Spitzengeschwindigkeit von 261 Stundenkilometern. Ein Elektroauto ist
Leistung pur. Allerdings nur für kurze Zeit. Wer extrem schnell fährt, leert
die Batterie auch im Rekordtempo. Außerdem begrenzt nach wenigen Minuten die Hitze die Leistungsfähigkeit. Eigentlich mögen es Elektroautos lieber
gemächlich.
Volvo, traditionell bekannt für Initiativen bei der Sicherheit,
handelt doppelt logisch, wenn das Unternehmen 2020 ein allgemeines Tempolimit
von 180 Kilometern pro Stunde für sämtliche Modelle einführt: Zum einen, weil damit der Markenkern
bedient wird. Ein Volvo soll eine Burg gegen die Gefahren des Verkehrs sein.
Zum anderen hat die schwedisch-chinesische Firma gerade den Polestar 2
vorgestellt. Ein Elektroauto, das direkt mit dem Tesla Model 3 konkurriert.
“Ein Risiko für die
Verkaufszahlen sehe ich nicht”, sagt Professor Stefan Bratzel vom Center
of Automotive Management (CAM). Schließlich ist Deutschland die einzige
Industrienation ohne Geschwindigkeitsbegrenzung und hier lag der Marktanteil
von Volvo 2018 bei lediglich 1,3 Prozent. “Aus meiner Sicht bereitet Volvo seine Kunden
behutsam auf eine Welt vor, in der Autos langsamer fahren”, sagt Bratzel. Schwach
sind die Volvo-Produkte keineswegs: Die Plug-in-Hybride unter dem Label Twin
Engine haben rund 400 PS Systemleistung und der rein elektrische Polestar 2
ist ähnlich kraftvoll.
Automatische Tempobegrenzung vor Schulen
Volvo argumentiert, dass nach
2020 “kein Mensch mehr in einem Volvo getötet oder schwer verletzt werden
soll”. Ein Ziel, dem sich niemand verschließen kann. Um das zu erreichen, gerät
nach den technischen Maßnahmen im Auto das Verhalten des Fahrers in den Fokus.
Neben überhöhter Geschwindigkeit hat Volvo Alkohol- oder Drogeneinfluss und
die Ablenkung zum Beispiel durch das Smartphone als Unfallursachen ausgemacht.
Besonders interessant aber ist, was Volvo über das angekündigte Tempolimit hinaus sagt.
So untersucht Volvo, “wie
künftig eine Kombination aus intelligenter Geschwindigkeitskontrolle und
Geofencing etwa zu einer automatischen Tempobegrenzung im Umfeld von Schulen
und Krankenhäusern führen kann”. Eine Aussage mit versteckter Brisanz: Seit
März 2018 haben alle neuen Autos in der EU für das Notrufsystem eCall einen
GPS-Sensor sowie eine eSim-Karte an Bord. Rein technisch ist das die Basis, um die bestehenden Geschwindigkeitsvorgaben digital durchzusetzen.
Es ist
durchaus vorstellbar, dass Autos in der Stadt nicht mit mehr als 50 Kilometern pro Stunde unterwegs
sein können, selbst wenn der Fahrer das will. Zukunftsmusik, die mit weiterer Automatisierung immer realistischer wird. Sollte
es irgendwann autonome Fahrzeuge geben, werden sie sich an die Gesetze
halten.
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