Der Focus berichtete auch, dass Videoaufnahmen belegen sollen, dass “eine Person mit dem Aussehen von B. […]” zum Zeitpunkt des Anschlags einem Mann mit einem Kantholz seitlich an den Kopf schlägt, um dem flüchtenden Amri den Weg freizumachen. Laut Focus würden diese Videoaufnahmen “unter Verschluss gehalten”.
Nachfragen von ZEIT ONLINE ergaben, dass weder dem Bundestagsuntersuchungsausschuss noch dem Parlamentarischen Kontrollgremium ein solches Video vorliegt. In den Ermittlungsakten der Bundesanwaltschaft ist jedoch vermerkt: “Im Nachgang des Anschlagsgeschehens wurde gegen 21:33 Uhr im Bereich der Gedächtniskirche durch die internationale Presse eine Person aufgezeichnet, die eine augenscheinliche Ähnlichkeit mit Bilel B[…] aufweist.” “Bildaufzeichnungen” würden zeigen, dass die Person blaue Einweghandschuhe getragen habe. Am Ende kommen die Ermittler jedoch zu dem Schluss: “Eine Identität zwischen abgebildeter Person und B[…] wurde weder bestätigt noch ausgeschlossen.” Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien keine Kleidungsstücke gefunden worden, wie sie die auf Pressebildern zu sehende Person trägt. “Mehrere Polizeibeamte, die sich bei Vernehmungen längere Zeit einen eigenen Eindruck vom Beschuldigten B[…] verschaffen konnten, gehen davon aus, dass er nicht die abgebildete Person ist.”
Innenminister Seehofer sagte am Donnerstag, dass der Mann mit den blauen Handschuhen ein ziviler Ersthelfer gewesen sei, der bislang nicht identifiziert werden konnte.
Nachdem Bilel B. am 3. Januar 2017 festgenommen worden war, fanden Ermittler laut Ermittlungsakten sieben Bilder vom Anschlagsort auf seinem Handy, aufgenommen gegen halb elf Uhr abends nach der Tat. Weil sie aber auch ein Selfie von B. fanden, das zur gleichen Zeit offensichtlich in seiner Flüchtlingsunterkunft aufgenommen wurde, vermuteten die Ermittler, dass B. die Bilder nicht selbst gemacht, sondern geschickt bekommen hat. Ein Vergleich der Bilder vom Anschlagsort habe ergeben, dass sie vermutlich aus dem Internet stammen. Seehofer sprach am Donnerstag von vier Bildern vom Anschlagsort, die B. per Facebook-Messenger geschickt worden seien.
Außerdem sprechen laut Ermittlungsakten Chats gegen seine Anwesenheit am Tatort. Um halb zehn Uhr, also eineinhalb Stunden nach dem Anschlag, thematisierte er laut Ermittlern mit seiner Ehefrau Haushalt, Kinder und andere private Dinge. “Wäre er am Tatort gewesen, ist nicht davon auszugehen, dass er Ruhe gehabt hätte, in dieser Form zu kommunizieren.”
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