/“Pokémon Lets Go”: Schnappen Sie sich den Joy-Con-Controller!

“Pokémon Lets Go”: Schnappen Sie sich den Joy-Con-Controller!

Wer im Sommer 2016 an einem
öffentlichen Platz, an einem See, in einem Park war, selbst vor der eigenen
Haustür, konnte nicht an ihnen vorbeikommen: Überall standen meist junge
Menschen mit ihren Smartphones und wischten ruckartig über ihre Bildschirme. Auslöser
für dieses Verhalten war das Spiel Pokémon
Go
: Dank Augmented-Reality-Technik konnten Menschen fiktive kleine Monster
auf ihrem Smartphone in realen Straßen oder Parks sehen und fangen.

Das Game erreichte viele jüngere
Spielerinnen und Spieler, die zuvor noch keinen Kontakt mit Pokémon hatten.
Aber auch Menschen, die zuletzt in ihrer Kindheit Pokémon verfolgten und an
deren Kindheitserinnerungen Niantic mit einem einfachen Spielprinzip anknüpfen
konnte. Für die Firma ein Erfolg: Auch
wenn der Hype bald abflachte, brachte das Spiel dem Hersteller Schätzungen
zufolge in
zwei Jahren rund zwei Milliarden US-Dollar
ein.

Abenteuer, von denen Kinder sonst nur träumen

Nur: Die ursprüngliche
Faszination, die die Spielereihe ausmachte, konnte Pokémon Go nicht einfangen. Denn dieser Reiz bestand aus der ganz
neuen Welt, die sich vor 20 Jahren vielen Spielerinnen und Spielern, meist
Kindern, erschloss, als die ersten Pokémon-Games in Europa veröffentlicht
wurden. Schon zwei Jahre zuvor, 1996, waren die japanischen Spielerinnen den
Pokémon verfallen. 151 kleine Monster streiften durch eine fiktive Welt und wollten
gefangen werden, indem man sie mit “Pokébällen” bewarf. “Schnapp sie dir alle” lautete
das Motto der Spiele für den Gameboy – Insektensammeln für digital natives sozusagen. Die gefangenen Pokémon traten in Kämpfen
gegeneinander an, lernten neue Attacken, entwickelten sich zu immer stärkeren
Monstern, blieben dabei aber weiter niedlich. Sie versprachen Abenteuer, von denen
man als Kind bis dahin nur träumen konnte.

Auf die Spiele folgte eine Serie,
die wesentlich zum Erfolg beitrug. War die Geschichte auf dem Gameboy noch eher
lasch, schuf das Fernsehen nun einen Helden, mit dem man mitfiebern konnte: den
zehnjährigen Ash. Der ging auf Abenteuerreise – seine Mutter hatte
offensichtlich keine größeren Probleme damit –, um der beste Pokémon-Trainer der Welt
zu werden. Sein treuer Begleiter: das mausartige gelbe Monster Pikachu, sympathisch,
ein bisschen rebellisch und seither das bekannteste Maskottchen der Marke. Weil der japanische Pokémon-Erfinder Satoshi Tajiri und seine Firma Game Freak offenbar erkannten, dass die Serie den Erfolg
der Spiele noch weiter steigern könnte, brachten sie eine leicht veränderte
Version der ersten Games auf den Markt, die sich mehr an der erfolgreichen
Anime-Serie orientierte: die sogenannte Gelbe Edition. Natürlich spielte
Pikachu die Hauptrolle.

Auf den Schulhöfen wurden bald
Pokémon-Karten getauscht und Pokémon-Sticker in Pokémon-Alben geklebt. Der Kern
blieben aber immer die Spiele: In den vergangenen 20 Jahren sind stetig neue Varianten
für neue Konsolen mit immer neuen Features erschienen. Fans zählen sieben
Generationen, jede mit Hauptspielen, die sich weitgehend am Prinzip der Anfangsreihe
orientieren, und etliche Spin-offs, die die kleinen Monster in immer andere
Spielprinzipien verfrachten, von der Fotosafari bis zum Fighting Game. So ist
über die Jahre ein komplexes Sammelsurium an Pokémon-Spielen entstanden, das
sich für Außenstehende nur schwer erschließen lässt.

Gleichzeitig mit dem europäischen
Jubiläum 2019 planen die Macher mehrere neue Veröffentlichungen: In diesem Jahr
soll ein neues Game der nun achten Generation für Nintendo Switch
erscheinen, außerdem kommt im Mai mit Meisterdetektiv
Pikachu
die erste Pokémon-Realverfilmung ins Kino. Für alle, die den
Poké-Hype Ende der Neunziger verpasst haben, ist es also höchste Zeit, die
Faszination zu verstehen.

Und dazu sollten sie am besten: selber
spielen. Nun hat wohl kaum noch jemand einen alten Gameboy mit den Spielen aus
den Neunzigern zu Hause, außerdem sind die alten Versionen in vielen Punkten auch
nicht mehr zeitgemäß. Allerdings ist kürzlich mit Pokémon Let’s Go ein Spiel für die Switch erschienen, das als
Remake der Gelben Edition die alte Faszination wiederaufleben lassen soll; Nintendo
hat dazu kürzlich auch eine kostenlose Demo veröffentlicht. Ein guter Einstieg
in das Jubiläumsjahr für Noch-nicht-Pokémon-Fans – und für alle, die zuletzt als
Kind im Pokémon-Universum unterwegs waren.

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