Keine singt derzeit so ergreifend schön wie die litauische Sopranistin Asmik Grigorian.
24. Februar 2019, 17:41 UhrEditiert am 24. Februar 2019, 17:41 Uhr
© Algirdas Bakas
Sie sitzt auf dem Schoß des nackten Enthaupteten, umklammert zärtlich den
Rumpf, die Wange an die Stelle gelegt, wo vor Kurzem noch der Kopf des Jochanaan war, und
singt – langes Ais – das erfüllteste, glühendste “nichts”, das man je gehört hat: “Auf der
ganzen Welt war
nichts
so rot wie dein Mund.” Diese Töne sind eins mit allem. Was
hier geschieht, kann nur so geschehen. Da ist nur noch diese junge, zierliche Frau im weißen
Kleid, die aus Liebe den Tod herbeigeführt hat. Das Gesicht nur noch Schmerz, die Töne
Existenz, uns alle treffend, hinweg über dreißig Bläser, Celesta, zwei Harfen, neunzig
Streicher, über das ganze Wissen und Nichtwissen der Welt. Die Welt ist anders danach. Nicht
nur die Opernwelt, nicht nur die Welt von Richard Strauss’
Salome.
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