/Harald Martenstein: Über das Kranksein

Harald Martenstein: Über das Kranksein

Diese Kolumne möchte ich hiermit absagen. Ich bin krank. Ja, es ist schlimm. Nein, ich werde auch nicht mehr gesund. Seit vier Wochen habe ich diese Erkältung, in den Gliedern, im Kopf, in der Nase, und es wird immer schlimmer. Ich schmecke nichts mehr, vermutlich nicht mal, ob sich im Glas wirklich ein Châteauneuf-du-Pape befindet oder Meister Proper. Auch das Gehör ist praktisch weg. Nasensekret läuft inzwischen nicht mehr nur aus der Nase heraus, sondern auch aus den Augen und anderen Öffnungen. Fieber kommt und geht wie die Wellen am Strande. Was habe ich in diesem grauenhaften Zustand vom Leben noch zu erwarten? Soll ich meine letzten Stunden etwa mit dem Verfassen einer gesellschaftskritischen Kolumne verbringen? Houellebecq würde das vielleicht tun. Ich bin als Typ mehr wie Hemingway. Wem die Stunde schlägt: Schreibt das über den Nachruf.

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