/Handball-WM: Handball für Späteinsteiger

Handball-WM: Handball für Späteinsteiger

Jeder scheint gerade Handball zu schauen. Doch nicht jeder weiß, wann es eigentlich Siebenmeter gibt. Oder warum manchmal die Uhr angehalten wird. Und wann ein Foul kein Foul, sondern ein Stürmerfoul ist. Selbst für die Profis ist ihr Sport manchmal schwer zu durchschauen. Aber Sie haben ja immer noch uns. Pünktlich zum Höhepunkt der WM, pünktlich zu den K.-o.-Spielen, klären wir Ihre Fragen. Auf dass Sie stets ein wenig mehr wissen als Ihr Sofa- oder Hallennachbar.

Wer spielt eigentlich?

Fangen wir ganz von vorne an: Ein Torhüter, sechs Feldspieler. Das ist die Grundformation. Aufgestellt wird sich im Angriff in einem Halbkreis, von Rechtsaußen über Halbrechts, Rückraum Mitte, Halblinks und Linksaußen, direkt am Kreis steht der Kreisläufer. Jeder von ihnen erzielt Tore anders: Die Fernschützen spielen im Rückraum (z.B. Fabian Wiede). Die mit dem besten Absprung, schnellsten Beinen und flexibelsten Handgelenken auf Außen, um den Ball aus spitzem Winkel am Torwart vorbeizuzwirbeln (z.B. Uwe Gensheimer). Kreisläufer sind Pakete, die sich oft gegen zwei oder mehr Gegner durchtanken (z.B. Patrick Wiencek). In der Abwehr gibt es verschiedene Formationen: alle rund um den Kreis (6:0), mit einem vorgezogenen Spieler (5:1), mit zwei (4:2) und in einer Art Tannenbaum (3:2:1). Und wer in seiner Freizeit gern Bungee-Jumping ohne Seil macht, stellt sich ins Tor.

Warum wechseln die so oft?

Weil es keine Begrenzung gibt. So haben sich Angriffs- und Abwehrformationen gebildet. Oft sind es die Angreifer aus dem Rückraum, die bei Ballbesitz des Gegners auf die Bank rennen. Für sie kommen Defensivspezialisten, meistens Kreisläufer, wie der deutsche 2,10-Meter-Mann Finn Lemke aufs Feld. Sie haben nur eine Aufgabe: Tore verhindern. Auch die Torhüter wechseln sich im Spiel ab. Es gibt zwar eine Nummer 1, im deutschen Team ist es der krakenarmige Andi Wolff, aber auch Silvio Heinevetter bekommt seine Minuten, wenn Wolff mal eine Pause braucht oder mal ein paar Bälle hintereinander nicht gehalten hat. Beliebt sind Torwartwechsel vor Siebenmetern, um den Schützen zu verunsichern und das Tor durch einen auch psychisch frischen Torhüter zu versperren.

Warum gibt es manchmal einen siebten Feldspieler?

Das ist eine taktische Variante, um einen Spieler mehr im Angriff auf dem Feld zu haben. Dafür nimmt der Trainer für den Angriff den Torhüter vom Feld, das eigene Tor ist dann leer. Die Variante wurde 2016 eingeführt und ist vor allem bei den älteren Trainern unbeliebt. Sie birgt das Risiko, bei einem Ballverlust ein einfaches Gegentor zu fangen. Auf der anderen Seite gleicht sie aber auch eine Unterzahl während einer Zwei-Minute-Strafe aus. “Wenn sonst nichts klappt, helfe ich damit meiner Mannschaft”, sagte Deutschlands Trainer Christian Prokop, ein Fan dieser Variante.

Wie viele Schritte mit dem Ball in der Hand sind eigentlich erlaubt?

Direkt nachdem der Ball gefangen wurde: drei. Dann müssen die Spieler entweder abgeben oder anfangen zu prellen. Hält man den Ball anschließend wieder in der Hand, sind nochmal drei Schritte möglich. Bei Schrittfehler wechselt der Ballbesitz. 

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