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Berliner Presseball steigt wieder

Eine mehrstöckige Berlin-Torte, auf der Hertha Spitze ist, aufwändige Roben im Maritim-Hotel und eine Leistungsschau von Berliner Unternehmen: Die Reanimation des ältesten Presseballs der Welt ist weiterhin erfolgreich. Am Samstagabend hatten Werbe-Experte Mario Koss und seine Partnerin Melanie Simond zum 118. Berliner Presseball ins Hotel Maritim geladen und konnten 1600 Gäste begrüßen. Einen Ball der Generationen hatten sie sich gewünscht – und bekommen. Das Motto war zweigeteilt, ergab aber letztlich die runde Summe von 100 Jahren relativen Glücks, die bewusst zu feiern es sich lohnte: „70 Jahre Bundesrepublik Deutschland“ und „30 Jahre Mauerfall“. Das Mauersegment mit Presseball-Logo wäre nach all den Jahren der Heilung wohl verzichtbar gewesen, das mit Graffiti diente dagegen vielen als willkommener Selfie-Hintergrund.

Auch Schauspieler Hardy Krüger Jr. und Ehefrau Alice amüsierten sich auf dem Presseball Berlin.Foto: Jörg Carstensen/dpa

Als Festrednerin hatte Familienministerin Franziska Giffey ein echtes Stück Mauer mitgebracht – als Symbol für alles, was überwunden wurde, wie Schießbefehl und Passkontrollen. Sie warb für Geschichten, die zeigen, was alles gut geworden ist: „Als Politiker sind wir nicht gewählt worden, uns zu streiten, sondern um eine gute Arbeit zu machen.“ In einem Grußwort unterstrich auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller, dass „die beschwingte Zusammenkunft von Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien dazu einlädt, sich die besondere Bedeutung dieser Ereignisse in Erinnerung zu rufen“. Zudem sei mit dem Presseball ein klares Statement für die Grundwerte unserer Demokratie verbunden. Auf diesen Aspekt ging auch Bundesratspräsident Daniel Günther in einem Beitrag für den „Ballbegleiter“ ein. Dies sei der richtige Zeitpunkt, an eine Zeit zu erinnern, „in der Deutschland noch durch eine Mauer getrennt war und in der Meinungsfreiheit für einen Teil unserer Bevölkerung allenfalls ein Luftschloss war“. Zu Mauerzeiten war der Berliner Presseball schon deshalb das wichtigste gesellschaftliche Ereignis in West-Berlin, weil dort die Stadtkommandanten durch ihre Präsenz die Verbundenheit der West-Alliierten mit dem freien Teil der Stadt demonstrierten. An diesen Geist erinnerte Edzard Reuter in seiner Grußadresse: „Es ist das Fest, das einmal im Jahr die gemeinsame Bindung von Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien an die Grundwerte eines freiheitlichen Gemeinwesens dokumentiert – und dabei nicht auf das ernste Wort oder die entschlossene Tat vertraut, sondern auf die Überzeugungskraft und Beschwingtheit von Musik, Eleganz und Wein.“

Dieter Hallervorden und Christiane Zander auf dem Presseball Berlin.Foto: Jörg Carstensen/dpa

Mit dabei waren diesmal unter anderem die Senatoren Dilek Kolat und Dirk Behrendt, Brandenburgs Finanzminister Christian Görke, Imamin Seyran Ates, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, Polizeipräsidentin Barbara Skowik, der Chefredakteur von „Charlie Hebdo“, Gerard Biard, Bischof Markus Dröge, die Schauspieler Brigitte Grothum, Barbara Schöne, Dieter Hallervorden, Georg Preuße und Hardy Krüger Junior, Staatssekretärin Sawsan Chebli, Produzentin Alice Brauner an ihrem Geburtstag, Fußballer Jean-Marie Pfaff und Designerin Nanna Kuckuck. Viele Wiederholungsgäste vom letzten Jahr demonstrierten, dass der Ball wieder ein Stammpublikum gewonnen hat.
Mit dem Erlös der Tombola sollen unter anderem die Vereine „Kinder in Gefahr“, „I am Jonny“ und die Berliner Kältehilfe unterstützt werden. Als Starduo hatte man für den mitternächtlichen Auftritt „The Weather Girls“ engagiert, die mit ihrem it „It’s raining Men“ zuverlässig Stimmung produzieren. Neben einer Power Drumming Show der „Misses Toms“ wollten unter anderem das Berliner Show Orchestra und „Abba4U“ antreten.
Zur sehr ausführlichen Einstimmung in das von Chris Fleischhauer und Mario Schmidt moderierte Programm spielten unter anderem Schüler des Musikgymnasiums „Carl Philipp Emanuel Bach“ mit Schubert gegen das Stimmengewirr an. Als der Kinderchor der Komischen Oper die Europa-Hymne aufführte, hätten mache Gäste offensichtlich schon gerne eingestimmt.

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