Guten Morgen,
vielen Dank für Ihre
zahlreichen Zuschriften! Weit mehr als 100 Leserinnen und Leser haben uns
gestern zum neuen Layout geschrieben, die Reaktionen reichten von großer
Begeisterung bis zu vollständiger Ablehnung. Wir nehmen uns alle zu Herzen und
werden an den Kritikpunkten arbeiten, versprochen! Was uns heute, nach einschlägigen
Gesprächen in der Redaktion und mit unseren Nachbarn, aber ebenso interessiert:
Wie schaffen Sie es, Ihren Weihnachtsbaum zu den Sammelstellen zu bringen, ohne
Wohnung, Treppenhaus und Gehweg vollzunadeln (und sich selbst die Hände zu
zerkratzen)? Vom Balkon schmeißen? In eine Wolldecke wickeln? In der Wohnung
zersägen? Meine Kollegin Sigrid Neudecker ist überzeugt, dass jemand von Ihnen
längst eine geniale Lösung für das Problem hat. Schreiben Sie uns, wir sind
gespannt!
Ich wünsche Ihnen einen
schönen Tag!
Ihr Oliver
Hollenstein
Wollen Sie uns Ihre
Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Dann schreiben
Sie uns: hamburg@zeit.de.
Aktuelles
Grüne könnten SPD
retten
In etwas mehr als einem Jahr wird in Hamburg gewählt – und
nun gibt es mal wieder eine der in Hamburg seltenen Umfragen. Demnach könnte
die rot-grüne Koalition weiterregieren, allerdings mit deutlich geänderten
Vorzeichen. Während die SPD der Prognose zufolge von 45,6 Prozent bei der
letzten Bürgerschaftswahl 2015 auf 30 Prozent abstürzen würde, könnten die
Grünen ihren Stimmenanteil auf 24 Prozent fast verdoppeln. Kein Wunder also,
dass Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sich zuletzt betont
grün gab. Ein noch größeres Problem als die SPD hat allerdings die
CDU: Obwohl sie um viele Themen mächtig Wirbel macht, sieht die Umfrage, für
die das Institut Forsa im Auftrag des “Hamburger Abendblatts” 1000 Hamburger
befragt hat, die Partei sogar unter dem miserablen Ergebnis von 2016. Was den
bürgerlichen Parteien fehlt, analysiert unser Politikredakteur Frank Drieschner
hier.
Geldsegen für Kitas
zum Jahresanfang
Gute Nachrichten für die über 1000 Kitas: Sie können sich in
diesem Jahr über 11 Millionen Euro freuen. Den Geldsegen verdanken sie dem
neuen “Gute-Kita-Gesetz”, mit dem der Bund in den nächsten vier Jahren
insgesamt 5,5 Milliarden Euro an die Länder verteilen will. Hamburg bekommt
insgesamt 121 Millionen. Was
sich 2019 für die Hamburger noch alles ändert, hat Annika Lasarzik
aufgeschrieben. Kleiner Spoiler: Nicht alles ist gut.
In einem Satz
Beachvolleyballerin Kira Walkenhorst hat sich laut “Bild”
aufgrund gesundheitlicher Probleme entschieden, ihre Karriere zu beenden, die
neue Partnerin von Laura Ludwig wird die frühere Hallen-Nationalspielerin
Margareta Kozuch +++ Der BUND Hamburg hat beim Oberverwaltungsgericht Klage
gegen den Ausbau des Flughafens eingelegt +++ An der Lombardsbrücke wurden in
der Binnenalster zwei Flakgranaten gefunden und gesprengt
Was heute auf der
Agenda steht
Der Deutsche Wetterdienst rechnet am Vormittag mit schweren
bis orkanartigen Böen an der Nordseeküste, Sturmtief “Benjamin” könnte auch den
Elbpegel auf etwa einen Meter über dem normalen Hochwasser ansteigen lassen +++
Vor dem Zivilgericht wird der Fall eines heute 45-Jährigen verhandelt, der
230.000 Euro von der Stadt fordert, weil er vor zehn Jahren auf dem
Schanzenfest von einem Polizisten verprügelt worden sein soll +++ Gesundheitssenatorin
Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) will im Rathaus erklären, mit welcher Strategie
die Stadt dem demografischen Wandel begegnen möchte
Was Sie interessieren könnte
Alltagsreporter: Der
Polizist
“Jedes Polizeirevier hat seine Stammgäste, die regelmäßig
vorbeikommen und eigentlich nur etwas Gesellschaft wollen. Der Mann mit dem
Cowboyhut, der Heldentaten aus seiner Vergangenheit schildert, oder die
rausgeputzte Frau, die immer erzählt, warum Tom den Jerry jagt. Manche
berichten von Verschwörungstheorien, andere nur davon, was sie gerade
eingekauft haben. Früher habe ich solche Leute unter Protest rausgeworfen, oft
standen sie wenig später wieder da. Heute höre ich einfach fünf Minuten zu und
mache mir Notizen. Das geht schneller.”
An dieser Stelle
finden Sie nun täglich unsere Alltagsreporter. Hier schreiben Hamburger, die
wir gebeten haben, uns regelmäßig zu berichten, was sie in ihren Jobs erleben.
Sie bleiben anonym, damit ihnen beruflich keine Konsequenzen drohen.
“Wir wollten den
Spieß einmal umdrehen”
Zeugnisverteilung, aber diesmal andersherum. Zum Ende des
Jahres überreichten Hamburgs Schülervertreter Bildungssenator Ties Rabe seine
Zensuren. Kurz gesagt: Besonders gut abgeschnitten hat Rabe nicht.
Landesschulsprecher Liam Zergdjenah erklärt, wo der Senator noch dringend
Nachhilfe benötigt.
Elbvertiefung: Sie
haben dem Schulsenator am Ende des Jahres Zeugnisse überreicht. Wollten sich
Hamburgs Schüler damit im Gegenzug einmal an ihrem obersten Lehrer rächen?
Liam Zergdjenah: Genau,
wir wollten einmal den Spieß umdrehen. Das war die Vollversammlung der Schülervertreter,
ein einzigartiges Format, das wir dazu nutzen wollten, zu fragen, wie die
Schüler Hamburgs Bildungswesen sehen. Die 160 Schülersprecher haben Zeugnisse
ausgefüllt und auf diese Weise Herrn Rabe bewertet. Dabei sind ganz
interessante Zahlen rausgekommen, aber auch Forderungen. Die Grunderkenntnis
war: Hamburgs Bildungspolitik ist nicht so toll, wie die Schulbehörde das immer
darstellt.
EV: Das ist jetzt
aber nicht wirklich überraschend.
Zergdjenah: Herr
Rabe sieht das anders. Er war selbst eine Stunde dabei und hat sich den Fragen
der Schülervertreter gestellt. Seine Behörde weicht ja gern aus und stellt sich
im Vergleich mit anderen Bundesländern immer ganz toll dar. Da kommt dann als
Standardargumentation, dass Hamburg ganz weit vorne ist bei der
Digitalisierung, dass die Klassen nicht überfüllt sind, wir keinen Lehrermangel
haben und alles besser ist als in anderen Bundesländern. Die Zeugnisse haben
jedoch gezeigt, dass die Schüler hier noch Verbesserungspotenzial sehen.
EV: Sie haben Schulsenator
Rabe im Fach “Vorbereitung aufs Leben” eine 3,5 gegeben. Ist das nicht ein
bisschen hart?
Zergdjenah: Aber
es stimmt! Der Spruch “Wofür brauche ich das eigentlich?” fiel nicht nur in der
Vollversammlung, sondern der fällt auch mal im Unterricht, und zwar nicht nur
in Hamburg. Senator Rabe hat darauf sinngemäß geantwortet, dass irgendwann
jeder sagt: “Das habe ich dann doch gebraucht.” In Wirklichkeit traut sich die
Schulbehörde nicht an die Curricula ran. Es scheint jedenfalls so. Stattdessen
wird die Zahl der Klassenarbeiten erhöht und die qualitative Beschulung im
Punkt “Vorbereitung aufs Leben” außen vor gelassen.
Was der
Bildungssenator am dringendsten ändern sollte, um noch das Klassenziel zu
erreichen, lesen Sie im kompletten Interview
auf ZEIT ONLINE.
Ein Idol kehrt zurück
Der FC St. Pauli hat einen neuen Helden: Als “Fußballgott” verehren
Fans in ganz Deutschland den Torjäger Alexander Meier, der seine Karriere beim
Kiez-Club begann und nun, mit 36 Jahren, wieder dorthin zurückkehrt. Hätte sich
sein Stürmerkollege Henk Veerman nicht das Kreuzband gerissen, wäre es nicht zu
der Verpflichtung gekommen. Meier ist für Fußball-Verhältnisse alt, er hat seine
besten Zeiten hinter sich. Aber der FC St. Pauli steht überraschend auf Rang drei,
das Team ist eingespielt, und wer weiß, vielleicht hat der langsam gewordene
Meier das Toreschießen ja wirklich nicht verlernt. Das Risiko ist gering – und
die Anhänger können nun im Kampf um den Aufstieg auf Hilfe von ganz oben
hoffen.
Kilian Trotier
Was macht Hamburg zu
Ihrer Heimat, Anna Depenbusch?
“St. Pauli ist fest
mit meinem Heimatgefühl verbunden. Hier bin ich musikalisch groß geworden und
spüre tiefe Wurzeln. Der Hafen ist mein komprimiertes Sinnbild für Heim- und
Fernweh. Die Kontraste zwischen Elbphilharmonie und Hafenklang-Club sind mein
kreatives Spannungsfeld. Hier komme ich mit den unterschiedlichsten Menschen
ins Gespräch. Hamburg bewegt sich, und das bewegt mich.”
Anna Depenbusch,
geboren 1977 in Hamburg, ist Liedermacherin
Herrmanns Helden:
Hufschmied Torsten Becker
100.000 Pferde gibt es im Großraum Hamburg, aber nur zwei
Hufschmiede, die auch bei der Innung gemeldet sind. Torsten Becker ist einer
von ihnen. Ein lässiger Job, im Einklang mit der Natur und sogar der Marktlage
– sollte so jemand nicht ziemlich zufrieden sein? Nicht nur. Hufschmied Becker
denkt ans Aufhören. Unser Reporter Moritz Herrmann hat ihn besucht. Seinen Text
lesen Sie hier
Wer wir sind
Ich bin Oliver Hollenstein, 33 Jahre alt, und koordiniere im
Hamburg-Team die aktuelle Berichterstattung für die “Elbvertiefung” und ZEIT ONLINE.
Ich bin aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Nordhessen, habe
Wirtschaftssoziologie, Wirtschaft und Psychologie in Jena studiert. Bevor ich
zur ZEIT kam, habe ich für die Nachrichtenagentur dpa in Erfurt und London über
Politik geschrieben und war Wirtschaftsreporter der “Süddeutschen Zeitung” in
München. Seit der Gründung des Hamburg-Teils vor fünf Jahren beschäftige ich
mich mit Politik und Wirtschaft in Hamburg, besonders mit den Themen Bildung,
Finanzen, Digitalisierung und Standortpolitik. Ich bin verheiratet, lebe in
Altona, spiele Bass, Gitarre und Keyboard in einer Hip-Hop-Band und verbringe
meine Freizeit oft bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Was Sie heute erleben können
Kaffeepause
Nicht die feine englische Art
Schon beim Betreten des Cafés drängt sich der Eindruck auf, hier laufe etwas schief. An mehreren Tischen sitzen keine Gäste mehr, das schmutzige Geschirr steht aber noch da. Das Lühmanns besteht aus mehreren kleinen Zimmern und einer verglasten Veranda, das Mobiliar ist antik, die Dielen knarzen unter den Füßen. Das Deckchen auf dem dunklen Holztisch, an dem man Platz nimmt, ist ebenfalls schmutzig, bleibt aber liegen, auch nachdem die Bedienung die Bestellung aufgenommen hat. In unsortierter Reihenfolge kommt der Kuchen der Begleitung, dann der Kakao, später ein Saft und dann, als der Kuchen schon aufgegessen ist, folgen erst die Scones mit englischem Tee im Kännchen (9,50 Euro). Tasse und Milch gelangen gar nicht mehr an den Tisch, sodass man schließlich aufsteht und sich selbst versorgt. Keine Frage: Die angebotenen Kuchen wie der knusprig-feine Schokomandel- oder der saftig-leckere Blaubeerquarkkuchen sind von hoher Qualität, bei dem außergewöhnlich hohen Preis von 5 Euro pro Stück wünschte man sich aber auch einen sauberen Tisch und eine aufmerksame Bedienung.
Lühmanns Teestube; Blankenese,
Blankeneser Landstraße 29, Mo–Sa 9–20 Uhr, So 10–20 Uhr
Elisabeth Knoblauch
Was geht
Cum-Ex: Oliver Schröm wurde im Herbst mit Recherchen
über Cum-Ex-Deals bekannt. Der Redakteur berichtete über Vermögende und Banken,
die Deutschlands Steuerkasse um mehr als 30 Milliarden Euro erleichterten.
“Nicht der Steuerraub mit Cum-Ex wird verfolgt, sondern der aufklärende
Journalist”, prangert nun die Linkspartei an. Diskussion mit Oliver Schröm:
“Journalismus ist kein Verbrechen – Steuerraub schon!”
Hamburger
Rathaus, Kaisersaal, Rathausmarkt 1, 19–21 Uhr, Eintritt frei
Was bleibt
Brahms statt Brötchen: Wer braucht schon Lunch, wenn
er sich an der Musik laben darf? In der musikalischen Mittagspause singen,
trommeln und zupfen Studierende der Hochschule für Musik und Theater ihr
aktuelles Repertoire, üben den öffentlichen Auftritt und füllen den Bauch ihrer
Gäste mit Klang.
Hochschule für
Musik und Theater, Orchesterstudio, Harvestehuder Weg 12, jeden
Dienstag, 12.30 Uhr, Eintritt frei
Gnadenbrot für Weihnachtsbäume: Jedes Jahr wiederholt
sich das Drama; Weihnachtsbäume, die noch alle Nadeln in der Krone und rüstige
Wurzelballen haben, landen auf dem Müll. Kaum ein Hamburger hat einen eigenen
Garten zum Einpflanzen. Nun naht Rettung: Der Botanische Sondergarten
sammelt gut erhaltene Bäumchen, abgeblühte Christrosen, Narzissen- und
Hyazinthenzwiebeln. Pflanzenfreunde mit Garten können sie kostenfrei abholen.
Achtung: Rittersterne werden nur in Zimmerkultur vermittelt.
Botanischer
Sondergarten Wandsbek, Walddörferstraße 273, bis zum 14.5., Mo–Do
7–15 Uhr, Fr 7–14 Uhr
Hamburger Schnack
Noch vor Weihnachten traf ich einen Jungen aus der Nachbarschaft, Grundschüler seines Zeichens. Wir unterhielten uns interessant über die bevorstehenden Weihnachtsferien, das Fest und Geschenkewünsche. Aber, so erläuterte er mir, es gebe keinen Weihnachtsmann! Ich kommentierte diese Aussage mit einem unentschiedenen “Hm”. – “Doch”, fügte der kleine Nachbar nachdrücklich nickend hinzu, “es gibt wirklich keinen! Ich habe Google gefragt!”
Gehört von Annalene Vetter
Meine Stadt
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