Italien zeigt sich bereit, Kinder und ihre Mütter von zwei vor Malta ausharrenden zivilen Rettungsschiffen aufzunehmen. Der stellvertretende Ministerpräsident Luigi Di Maio forderte Malta auf, die
Frauen und Kinder an Land gehen zu lassen und sie dann nach Italien zu
schicken.
“Wir nehmen sie auf. Wir sind wieder einmal, wie immer,
bereit, ganz Europa eine Lektion in Sachen Menschlichkeit zu geben”,
teilte Di Maio auf Facebook mit. Seit Antritt im vergangenen Sommer lässt die italienische
Regierung zivile Rettungsschiffe nicht
mehr in die Häfen des Landes einlaufen und hat damit die privaten
Seenotretter erheblich unter Druck gesetzt.
An Bord der Sea-Watch 3 befinden sich 32 Flüchtlinge,
darunter drei Kinder und drei unbegleitete Jugendliche. Die Flüchtlinge waren
am 22. Dezember vor der Küste Libyens gerettet worden. 17 weitere Flüchtlinge
befinden sich an Bord der Professor Albrecht
Penck der Organisation Sea-Eye. Sie warten
seit dem 29. Dezember darauf, in Europa an Land gehen zu können. Beide Schiffe
durften sich aufgrund des hohen Seegangs der Küste Maltas nähern,
dürfen aber nicht anlegen.
Zuletzt mehrten sich die Appelle zur
Aufnahme der Flüchtlinge. Die EU-Staaten müssten ihnen unverzüglich einen “sicheren Hafen” anbieten, forderte
die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović.
Die
Gesundheit und Sicherheit der Kinder, Frauen und Männer an Bord der Schiffe
dürfe nicht länger gefährdet werden, schrieb sie auf Twitter.
“Menschlichkeit und Mitgefühl müssen die Oberhand gewinnen.”
Die Bundestagsabgeordneten Erhard Grundl
(Grünen), Helge Lindh, Frank Schwabe (beide SPD) und Tobias Pflüger (Linke)
sowie die Europaabgeordnete Ska Keller (Grünen) kritisierten nach einem Besuch auf
der Sea-Watch 3 die “schwierige
und absurde Lage”. Die Flüchtlinge seien Opfer der “fehlenden
Einigungsfähigkeit europäischer Staaten”, teilten sie mit. “Sie
brauchen endlich einen sicheren Hafen, der sie aufnimmt.” Da die Sea-Watch
3 ebenso wie die Professor Albrecht
Penck von deutschen Aktivisten betrieben werden, komme der
Bundesrepublik bei der Suche nach einer Lösung eine “besondere
Verantwortung” zu.
Flüchtling springt ins Wasser
Malta und Spanien – sowie bislang Italien –
lehnen eine Aufnahme der Flüchtlinge ab. Deutschland und die Niederlande
erklärten sich nur unter der Bedingung zur Aufnahme bereit, dass andere Länder
auch mitmachen. Sea-Watch warf den europäischen
Ländern vor, über das Schicksal der Menschen an Bord zu “feilschen”.
“Wir mögen miserabel aussehen, aber sie sind erbärmlich”, schrieb die
deutsche Nichtregierungsorganisation auf Twitter. Das Hilfsbündnis Mediterranea
kritisierte, die Flüchtlinge auf der Sea-Watch
3 würden seit ihrer Rettung vor zwei Wochen “auf dem Meer allein
gelassen”. Das sei ein “neuer Rekord der Schande”.
Die katholischen Bischöfe Maltas baten die
EU-Bischofskonferenzen um Unterstützung. Es bestehe “dringender
Handlungsbedarf”. Wie sie, die maltesischen Bischöfe, bei ihrer Landesführung
auf “spürbare Solidarität” drängten, sollten auch die übrigen
Bischofskonferenzen an ihre jeweilige Regierung appellieren, hieß es in einem Schreiben
an die Kommission der EU-Bischofskonferenzen COMECE in Brüssel.
An Bord der Sea-Watch 3 zeigte
sich an diesem Freitag, wie verzweifelt die Flüchtlinge inzwischen sind. Einer von
ihnen sprang über Bord, um zu versuchen, schwimmend Malta zu
erreichen. “Nach ein paar Metern hat er wegen der Kälte und der Strömung
aufgegeben und wurde mit einem Rettungsring zum Schiff zurückgezogen”,
sagte der Fotograf Federico Scoppa der Nachrichtenagentur AFP.
Einer unserer Gäste sprang ins Wasser um Malta zu erreichen. Wenige Minuten später war er wieder an Bord – er wusste, dass es nicht funktionieren würde.
Sie sind seit über 14 Tagen auf See, sie waren monatelang in #Libyen eingesperrt. So sieht Verzweiflung aus. #United4Med pic.twitter.com/5f1KGv70d4— Sea-Watch (@seawatchcrew) 4. Januar 2019
“Die Migranten
schlafen auf dem Boden. Wir haben Hygieneprobleme”, sagte der
Einsatzleiter der Sea-Watch 3, Philip Hahn, dem Sender Radio 24. Die Lage werde “psychologisch immer
schwieriger”. Drei Kinder an Bord im Alter von einem, sechs und sieben
Jahren müssten sich “ständig übergeben”, sagte Alessandro Metz von
Mediterranea. Ihnen drohten Dehydrierung und Unterkühlung. Mediterranea und
Sea-Watch belieferten die Flüchtlinge mit Lebensmitteln und frischem
Wasser.
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