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Lobbyismus: Deutsche Agentur beendet Arbeit für Saudi-Arabien

Die Berliner Kommunikationsagentur WMP Eurocom
AG beendet als Reaktion auf den Mord an dem saudischen
Regierungskritiker Jamal Khashoggi die Beratung der saudischen Führung.
“Nach der schrecklichen Tat müssen wir heute feststellen, dass sowohl
unsere Mittlerrolle als auch die Möglichkeiten, die Reformkräfte zu
unterstützen, von der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr gesehen und
von uns deshalb nicht vertreten werden können”, sagte WMP-Chef
Michael Inacker dem Branchendienst Meedia. “Vor diesem Hintergrund beenden wir das
Mandat.”

Khashoggi hatte am 2. Oktober das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul
betreten, um Dokumente für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten
abzuholen. Er tauchte nie wieder auf. Nach bisherigen Kenntnissen wurde
er noch am selben Tag im Konsulatsgebäude getötet. Saudische Beamten
leugneten wiederholt die Verbindung des Kronprinzen Mohammed bin Salman
zu dem Todesfall.

Am Vortag hatte die Bild am Sonntag (BamS) berichtet, dass das saudische Informationsministerium der deutschen PR-Agentur WMP monatlich sechsstellige Geldbeträge bezahle, damit diese das Image des Königreiches in Deutschland verbessere. Das ist laut Tagesspiegel nur ein Bruchteil dessen, was das Land jedes Jahr in
Lobbyarbeit investiert: Auch in Washington, London und Brüssel hat das
Königshaus zahlreiche PR-Agenturen angeheuert.

Agentur sieht sich als Vermittler

Laut Tagesspiegel begann die PR-Offensive der Saudis nach den Attentaten am 11. September 2001 in den USA. Seit 2015 arbeitet die Berliner Agentur WMP für den Golfstaat. Sie ist auf politische Kommunikationsberatung spezialisiert und gilt als gut vernetzt, in ihrem Aufsichtsrat sitzen unter anderem ehemalige Politiker wie der Ex-Finanzminister Hans Eichel (SPD), Michael Fuchs, der bis 2017 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion war, und Rezzo Schlauch, ehemaliger Vorsitzender der Grünenfraktion im Bundestag. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist der ehemalige Chefredakteur der Bild, Hans-Hermann Tiedje.

In einem WMP-Bericht, der der BamS nach eigenen Angaben vorliegt, wirbt die Agentur mit einem Netzwerk, “das einen schnellen Zugang zu neuen Politikern und altgedienten Beratern in jeder neuen Bundesregierung garantiert”. Auch
wechselte der ehemalige Botschafter Deutschlands in Saudi-Arabien, Peter Haller, vor Ende seines Dienstes in Saudi-Arabien zu WMP.

Der Agenturchef Inacker wies in dem Interview Vorwürfe zurück, die Arbeit habe dazu
gedient, die öffentliche Meinung in Deutschland im Sinne des
Königshauses zu manipulieren. Die Agentur sei in einer Vermittlerrolle
und viele Journalisten hätten dies für Kontakte zu Regierungsstellen in
Riad und in die saudische Zivilgesellschaft genutzt, sagte Inacker der
Nachrichtenagentur dpa.

Darunter auch Journalisten der BamS, wie diese in ihrem Bericht selbst einräumt. “BamS
berichtete im April 2018 in Saudi-Arabien über die Situation der Frauen vor
Ort, erhielt von WMP Unterstützung bei den notwendigen Visa-Anträgen”, heißt es dort. Bereits
Ende Oktober berichteten der Stern und Report
München
, dass das saudische Informationsministerium WMP bezahle
.

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