Verspätet und veraltet: Lediglich 20 Prozent der ICE sind “vollständig funktionsfähig”. Das geht aus Aufsichtsratsunterlagen der DB-Tochter Fernverkehr hervor, die dem ARD-Magazin Kontraste vorliegen. Laut der aktuellen Vorstandsvorlage für die Sondersitzung des DB-Aufsichtsrats an diesem Donnerstag wurden zwar seit 2016 deutlich mehr Züge repariert, insgesamt 45 Prozent der Flotte. Diese Steigerung werde jedoch “überkompensiert”, da gleichzeitig mehr kaputte ICE zur Reparatur in die Werkstatt eingeliefert worden seien. Demnach ist die Gesamtmenge der ICE, die die Werkstatt mit Schäden verlassen haben, im Vergleich zu 2016 sogar um 17 Prozent angestiegen, berichtet die ARD.
Grund für diese hohe Zahl ist laut Deutscher Bahn unter anderem “die hohe Eingangsverspätung”. Gemeint ist damit die verspätete Ankunft von ICE im Instandhaltungswerk. Diese führe dazu, dass weniger Zeit für die Reparatur der Züge zur Verfügung stehe. Abgearbeitet werde dann nur, was sicherheitsrelevant sei.
Laut dem Bericht der ARD verschiebt die Deutsche Bahn auch ihre angestrebte Pünktlichkeitsquote von 82 Prozent. Diese wollte das Unternehmen eigentlich noch in diesem Jahr erfüllen. Wie aus den internen Dokumenten hervorgehe, habe der Betrieb sein selbst gestecktes Ziel aber auf das Jahr 2025 verschoben. Derzeit liegt die Quote bei 73 Prozent.
Zu wenig Lokführer und Zugbegleiter
Ursache für die Probleme bei der Pünktlichkeit sind laut ARD neben den technischen Ursachen vor allem zu wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So spare der Betrieb im “betriebskritischen Bereich” an Personal: Insgesamt fehlten mehr als 5.000 Lokführer, Zugbegleiter, Instandhaltungskräfte und IT-Spezialisten.
Zudem gebe es Kapazitätsprobleme. Wie die internen Dokumente belegen sollen, befindet sich das Netz an der Auslastungsgrenze. Gleichzeitig bestehe Modernisierungsbedarf und ein hoher Investitionsrückstau. Nach den Recherchen von Kontraste handelt es sich um etwa 32 Milliarden Euro im Bestandsnetz.
Besonders belastet sind demnach die Ballungsräume. 50 Prozent der Verspätungen im Fernverkehr passierten auf überlasteten Strecken in Köln-Dortmund, Mannheim-Frankfurt-Fulda, Hamburg und Nürnberg-Würzburg. An diesen Verkehrsknoten fehlten zusätzliche Gleise, Überholmöglichkeiten, Weichen, moderne Signaltechnik und Brücken. Für die Erhaltung und den Ausbau des Netzes der Deutschen Bahn ist der Bund zuständig.
Hits: 18