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5G-Mobilfunkstandard: “Es ist peinlich, dass der Netzausbau so langsam vorangeht”

Mobiles Internet soll schneller werden, viel schneller, als wir es uns heute vorstellen können. Das ist das Versprechen von 5G, dem neuen Mobilfunkstandard, der in den nächsten Jahren in Deutschland aufgebaut werden soll. Am Montag wird die Bundesnetzagentur die Vergaberegeln für die wahrscheinlich milliardenschwere Auktion der Frequenzen offiziell bekannt geben. Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen 5G eigentlich nicht, zum Videoschauen unterwegs genügt bereits 3G und genügend Datenvolumen. Für die Industrie dagegen ist 5G ein Heilsversprechen. Alles soll vernetzter, mobiler, digitaler werden. Ganz neue Wirtschaftszweige sollen entstehen. Was versprechen sich Unternehmen in Deutschland von 5G? Wir haben drei gefragt.

Das schwedische Telemedizin-Start-up KRY

Wir ermöglichen über eine App Patienten
den direkten Kontakt zu einem Allgemeinarzt oder einem Psychologen. Durch ein Videotelefonat
können die Ärzte eine Diagnose erstellen und eine Überweisung zu einem
Spezialisten ermöglichen, ein Rezept ausstellen oder Labortests veranlassen. Wir
sind ein schwedisches Unternehmen und schon in Skandinavien, England und
Frankreich am Markt. 2019 wollen wir auch in Deutschland starten.

Um das möglich zu machen, sprechen wir mit
Krankenkassen. Mit einigen Privaten haben wir schon erste Verträge
abgeschlossen, mit den großen Gesetzlichen sind wir im Gespräch. Bisher
übernehmen die Gesetzlichen telemedizinische Leistungen nur in Sonderfällen. Aber
wir sind optimistisch, dass sich das bald ändert.

Die Videotelefonate funktionieren auch
ohne 5G, das klappt auch mit einer 3G-Internetverbindung. Ein größeres
Problem für digitale Arztbesuche ist, dass es in manchen Landstrichen immer
noch keinen Breitbandanschluss gibt, ganz zu schweigen von den vielen Funklöchern
im Mobilfunknetz. Denn die gesetzliche Versorgung muss gemäß Auftrag gewährleisten, dass sie wirklich allen Versicherten –
zumindest zu Hause – unseren Service anbieten kann.

5G benötigen wir erst für den zweiten
Ausbauschritt unseres Service. Dann aber unbedingt. Wir wollen etwa chronisch Kranken ermöglichen, Daten kontinuierlich und permanent in unsere App
einzuspeisen. Zum Beispiel die Blutzuckerwerte von Diabetikern und Lungenfunktionswerte
bei Asthmatikern. Die App gibt den Patienten dann Bescheid,
wenn sie einen Arzt kontaktieren sollten.

Dafür muss man sich auf schnelles mobiles Internet verlassen können. 5G ermöglicht genau das: eine
verzögerungsfreie Datenübertragung und eine hohe Ausfallsicherheit. Je nachdem,
wann 5G in Deutschland einsatzbereit ist, können wir diesen Service früher oder
später anbieten. Da wir deutschlandweit Patienten versorgen
werden, ist es für uns keine Option, eigene 5G-Netze aufzubauen. Das wäre für
uns als junges Unternehmen viel zu teuer.

Für Deutschland ist es peinlich, dass der
Internetausbau hier so langsam vorangeht. Obwohl das Land wirtschaftlich so
stark ist, landet es hier im weltweiten Vergleich nur auf Platz 28. Wenn
in anderen Ländern die Anbindung schon besser ist, investieren Technologieunternehmen
natürlich lieber dort.

Manuel Grossmann, Director
Business Development

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