Die
Bitte um ein Sonntagsessen bringt Linda Schneider erst einmal in Verlegenheit.
“Ich bin eine einfallslose Köchin und eine einfallslose Esserin”, entschuldigt
sie sich. Dann greift die “Im Zweifel Italienisch”-Regel, die sehr viele
Menschen spontan beim Kochen anwenden. Was wiederum für das spricht, was
zwischen Mailand und Palermo auf den Tisch kommt: einfache Gerichte mit einer
überschaubaren Anzahl frischer Zutaten aus der Region.
Ihr
Menü nennt Schneider folglich “im weitesten Sinn italienisch”, wobei es ihr wichtig
war, “Zutaten zu verwenden, die während der Sommermonate in Philadelphia zu
finden sind”. Dort lebt die 42-Jährige mit ihrem Ehemann. Der Name ihres Blogs Wild
Greens and Sardines bezieht sich auf ihre
Leidenschaft für gegrillte Sardinen, die wenige Stunden zuvor noch im Meer
schwammen. Und auf frisches Grün wie Löwenzahn, Chicorée und Endivie,
bestenfalls selbst gepflückt. Mit beidem ist sie in Italien tatsächlich gut
aufgehoben.
Als
einfallslos kann man das Menü der US-Amerikanerin also beim besten Willen nicht
bezeichnen. Ihr Hauptgericht nennt sie “gruselig”, was sich nur auf die
schwarze Farbe der selbst gemachten Pasta beziehen kann. Wer, fragt Linda Schneider
rhetorisch, habe denn heutzutage noch Zeit, Pasta selbst zu machen? Und gibt
die Antwort selbst: “Sehen Sie es als Kunstprojekt. Es beruhigt. Es befriedigt.
Ich trinke gerne ein Glas Rotwein dazu.”
Gestreifte Tintenfischravioli mit geräucherter Auberginenfüllung
Zutaten:
Für den gelben Pastateig:
- 120
g Mehl - 1
Eigelb - 1
ganzes Ei - ½
TL Milch - ½
TL Olivenöl - Prise
Salz
Für den Tintenfischpastateig:
- 120
g Mehl - 1
Eigelb - 1
ganzes Ei - ½
TL Olivenöl - Prise
Salz - 2
Packungen Tintenfischtinte, insgesamt etwa 8 g
Für die Füllung:
- 900
g Auberginen - 55
g Mozzarella - 30
g Parmesan - Saft
und Zeste einer halben Zitrone - 1
TL rote Chiliflocken - ½
TL Salz
Zum Anrichten:
- Eine
Handvoll geräucherte Kirschtomaten - Olivenöl
extra vergine - Basilikumpesto
- Parmesan,
frisch gehobelt - Zitronenzeste,
gerieben - Eine
Handvoll geröstete Pinienkerne
Zubereitung:
Als Erstes die Ravioli herstellen. Für die gelbe Pasta alle
Zutaten zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Schneider empfiehlt einen
Standmixer, es geht aber auch ohne. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche einige
Minuten von Hand weiterkneten. In Klarsichtfolie wickeln und mindestens eine
Stunde ruhen lassen. Mit dem Tintenfischpastateig ebenso verfahren.
In der Zwischenzeit die Füllung zubereiten. Dazu Auberginen mehrmals mit einer
Gabel einstechen und über der Flamme eines Gasherds – alternativ im Backofen –
grillen. Die Haut sollte verbrannt, das Innere weich sein, was etwa zehn bis
fünfzehn Minuten dauert.
Auberginen halbieren und das Fleisch über einem Sieb auskratzen,
dabei darauf achten, dass nichts von der verbrannten Haut ins Fleisch gelangt.
Mit den übrigen Zutaten für die Füllung pürieren und die Masse in einen Spritzbeutel füllen.
Anschließend erst den gelben Teig mit einer Nudelmaschine auf der zweitdicksten
Stufe zu Blättern rollen. Mit dem Tintenfischteig ebenso verfahren, dann in
Streifen schneiden. Nun die gelbe Teigplatte mit Wasser benetzen, die schwarzen
Teigstreifen gleichmäßig darauf verteilen und sanft anpressen. Den jetzt
gestreiften Teig auf der dünnsten Stufe durch die Nudelmaschine rollen. Sollten
die Platten zu groß für die Maschine sein, überschüssigen Teig mit einem Messer
abschneiden. Mit dem restlichen Teig ebenso verfahren. Die Teigplatten bis zur
weiteren Verarbeitung mit Klarsichtfolie bedecken, so trocknen sie nicht aus.
Anschließend zügig Kreise ausstechen. Jeweils einen Klecks
Auberginenpüree auf jeden Kreis spritzen, mit einem zweiten Kreis bedecken, die
Ränder mit Wasser befeuchten und vorsichtig aneinanderdrücken.
Ravioli einige Minuten in kochendes Salzwasser geben. Übriggebliebene Ravioli
lassen sich problemlos einfrieren.
Für die Sauce Kirschtomaten im Backofen rösten. In einer Pfanne einige Löffel
Pastawasser mit Olivenöl erhitzen. Erst Tomaten zugeben, dann Basilikumpesto.
Mit einem Schaumlöffel nacheinander die gekochten Ravioli in die Pfanne geben,
dabei darauf achten, dass sie nicht aneinanderkleben. Ein bis zwei Minuten
einkochen lassen. Salzen. Auf einem Teller anrichten, mit Zitronenzeste,
Parmesan und Pinienkernen bestreuen und servieren.
Eine
Vorspeise mit vielen, möglicherweise unbekannten Zutaten: Stängelkohl, auf
Italienisch Cima di rapa, ist ein intensiv nach Brokkoli und Kohl
schmeckendes Gemüse. Die piemontesische Spezialität Bagna Cauda meint
ursprünglich eine Art Fondue, bei dem Gemüse in heißes, mit Knoblauch und Sardellen
aromatisiertes Öl gedippt wird. Bei Burrata handelt es sich um eine mit Sahne
gefüllte Mozzarellakugel. Probieren Sie ruhig alle auf einmal: in Form eines
Bauernbrots mit Stängelkohl, Bagna Cauda und Burrata.
“Warum lebe ich nicht am Meer?”, fragt sich
Linda Schneider. Wissen wir auch nicht, aber mit diesem Salat aus gegrilltem
Pfirsich mit Walnussdressing ist die Illusion eines
Ichs mit Strandhaus kurzzeitig perfekt.
“Ein Pilzfest” nennt die Bloggerin ihr zweites
Hauptgericht. Welche Pilze in ihrem Ragout landen, hängt von der
Laune des Kochs ab – und im Idealfall von der Ausbeute eines ausgedehnten
Waldspaziergangs.
Der
Kokosnuss-Pistazien-Mandel-Kirschkuchen ist eher international
als italienisch. Einfallslos aber auf keinen Fall.
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