Der Rechtsstaat hat’s nicht leicht dieser Tage. Wurden letzte Woche in Rostock die tollen Figuren ohne Not für einen absurden Begriff von Gerechtigkeit verheizt, stehen im Tatort: Treibjagd (NDR-Redaktion: Donald Kraemer) diese Woche Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) unter Druck.
Ein Hamburger Stadtteil ist von einer Einbruchsserie betroffen, mit der die Polizei so schlecht zurande kommt, dass das Ermittlerduo, das eigentlich nur für Kapitalverbrechen vorgesehen ist, bei der Arbeit hilft. Denn die Bürger sind sauer und machen Stimmung in einem Internetforum.
Der Fall kommt Falke und Grosz dann immerhin entgegen, als bei einem neuerlichen Einbruch einer der Einbrecher vom bewaffneten Bürger Dieter Kranzbühler (der große Jörg Pose) umgelegt wird. Maja Kristeva (Michelle Barthel), die Kumpanin des toten Einbrechers Daskalov (sprich: Daskaloff), den die Polizei aus Mangel an Beweisen eben noch laufen lassen musste, wird von Kranzbühler angeschossen.
Sie flieht – und daraus bezieht der Tatort seine Spannung. Denn bei der Suche nach der jungen Frau kreuzen sich gleich drei Interessen: Erstens die der Polizei, die bald hübsch herauskombiniert hat, dass die angebliche Notwehr wohl eher Absicht war und Maja nun als Zeugin sucht, um den gezielten Mord zu beweisen.
Zweitens die der bewehrten Bürger, die vor allem aus Dieter Kranzbühlers Bruder Bernd (der große Andreas Lust) und seinem unfreiwilligen Sidekick Siggi (schön hilflos: Sascha Nathan) bestehen. Weil Bernd klar ist, dass die Notwehr seines Bruders keine war, muss Maja gefunden werden, bevor die Polizei das tut, um sie verschwinden zu lassen.
Und drittens Maja Kristevas eigener Plan: Sie will sich vom Acker machen, um nicht für den Einbruch belangt zu werden und um ihre Wunde versorgen zu lassen. Eine so einfache wie wirkungsvolle Idee (Buch: Benjamin Hessler, Florian Oeller). Inszenatorisch (Regie: Samira Radsi) hätte der Thrill des Wettrennens zu Kristeva (beziehungsweise des Wegrennens von Kristeva) freilich noch stärker hervorgekehrt werden können – durch Parallelmontagen etwa, die die zeitliche und räumliche Nähe der verschiedenen Parteien genüsslich auskosten. Wenn Falke gegen Ende zu spät zu dem Ort kommt, von dem sich Maja eigentlich den Transfer in die Freiheit verspricht, stattdessen aber vom Kranzbühler-Bernd kampfunfähig getasert und in die Siggi-Garage entführt wird, dann hätte der Kitzel durchaus darin bestehen können, durch ein bisschen mehr Montagearbeit zu zeigen, wie knapp der Kommissar hier die Lösung des Falls verpasst.
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