/Londonderry: Mutmaßliche Autobombe in Nordirland explodiert

Londonderry: Mutmaßliche Autobombe in Nordirland explodiert

Nach einer Explosion im Zentrum der nordirischen Stadt Londonderry geht die Polizei Hinweisen
auf eine Autobombe nach. Die Polizei veröffentlichte via Twitter ein Foto vom Tatort in der Bishop Street, auf dem ein großes
Feuer zu sehen ist. Spätere Bilder in den Medien zeigen ein
ausgebranntes Auto. Nach Medienberichten hatte die Polizei eine
telefonische Warnung erhalten und gerade begonnen, das Gebiet
abzuriegeln, als es zur Explosion kam. Das Fahrzeug sei kurz zuvor in
Londonderry gestohlen worden, berichtete der Sender BBC unter Berufung
auf die Polizei.

Die Polizei hielt sich jedoch mit Bewertungen zurück und sprach in ihrem Twitter-Account lediglich von
einem “Zwischenfall”.

Berichte über Verletzte lagen bis
Samstagmorgen nicht vor. In der Straße der 85.000-Einwohner-Stadt liegt
unter anderem ein Gerichtsgebäude. Nach dem Zwischenfall begann die
Polizei mit der Räumung umliegender Gebäude, da den Beamten ein zweites
Auto verdächtig vorkam. Die Behörden machten bis zum frühen
Samstagmorgen keine Angaben zum Stand der Ermittlungen.

Ob es
politische Hintergründe gibt, blieb zunächst unklar. Auch 20 Jahre nach
dem Karfreitagsabkommen, das den schweren Konflikt in Nordirland
beendete, kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen
Katholiken und Protestanten sowie Sicherheitskräften. Dabei stehen sich
katholischen Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben,
protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritannien
gehören wollen.

Politiker sprechen von “Terror”

Obwohl es keine offiziellen Angaben zu den
Hintergründen gab, wurde der Zwischenfall umgehend von Politikern scharf
kritisiert. Arlene Foster, Vorsitzende der ultrakonservativen Unionisten-Partei DUP,
kritisierte nach Angaben der Agentur PA diesen “sinnlosen Akt des
Terrors”. Auch Elisha McCallion, Parlamentsabgeordnete der Sinn Fein,
erklärte, Londonderry sei eine aufsteigende Stadt, “und niemand möchte
einen derartigen Zwischenfall”. Irlands Außenminister Simon Coveney ging ebenfalls
von einem “terroristischen Autobombenanschlag” aus.

Während des
jahrzehntelangen Nordirland-Konflikts hatten Extremisten mit Autobomben viele
Menschen getötet. Insgesamt starben 3.500 Menschen bei den Auseinandersetzungen zwischen irisch-katholischen Nationalisten und
protestantischen Loyalisten, die in den 1960er Jahren begannen und 1998 endeten. Damals sicherte das
Karfreitagsabkommen eine Aufteilung der Macht
zwischen Protestanten und Katholiken zu.

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